Wenn Politiker nicht in der Lage seien, vernünftige Entscheidungen zu treffen, sollte man das Volk fragen, heißt es aus der Ärztekammer.
Die Wiener Ärztekammer will sich nicht mit dem von ÖVP und FPÖ geplanten Kippen des Rauchverbots in der Gastronomie abfinden. Die Ärzteschaft, allen voran die Wiener Ärztekammer, überprüfe derzeit, wie sie "eine entsprechende Befragung der österreichischen Bevölkerung einleiten könnte", kündigten Präsident Thomas Szekeres und Wolfgang Weismüller, Obmann der Kurie angestellte Ärzte der Wiener Ärztekammer, am Freitag an.
"Österreich sollte, so wie andere vergleichbare Länder auch, ein Rauchverbot in Lokalen aussprechen. Der Schritt zurück ist kontraproduktiv und schadet der Gesundheit der Österreicherinnen und Österreicher", betonte Szekerez, der sowohl Präsident der österreichischen als auch der Wiener Ärztekammer ist.
"Österreich ist das Land mit den meisten Raucherinnen. Auch bei Männern belegen wir einen Top-Platz", kritisierte Weismüller, der auch mit dem Jugend- und Arbeitnehmerschutz argumentierte. "Ich glaube, wenn die Politiker hier nicht in der Lage sind, vernünftige Entscheidungen zu treffen, dass man hier das Volk fragen sollte", sagte Weismüller.
Eine bundesweite Volksbefragung wird vom Nationalrat initiiert. Die erste und bisher einzige dieser Art fand 2013 zur Wehrpflicht statt.
Ärztekammer beschließt Resolution
Der Widerstand gegen das geplante Kippen des absoluten Rauchverbots ist nach wie vor groß. Die Österreichische Gesellschaft für Pathologie hat sich am Freitag in einem offenen Brief an ÖVP-Chef Sebastian Kurz und FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache gewendet. In Österreich fordere allein das Passivrauchen 1000 Todesopfer pro Jahr, so die Mediziner. Die Österreichische Ärztekammer (ÖÄK) verabschiedete am Freitag auf ihrer Vollversammlung die Resolution "Ja zum Nichtraucherschutz".
Laut einer aktuellen Umfrage des Onlinemarktforschungsunternehmens meinungsraum.at mit 800 befragten Österreichern begrüßen 41 Prozent der Gesamtbevölkerung und 70 Prozent der Raucher die Entscheidung der Regierungsverhandler. 320.000 Menschen haben bislang die Online-Petition der Krebshilfe für ein rauchverbot unterstützt. Zum Vergleich: Die Unterschriftenaktion "Don't Smoke", die 2015 zum Beschluss des generellen Rauchverbots in der Gastronomie ab Mai 2018 geführt hat, hatte rund 40.000 Unterstützer - darunter war damals übrigens auch Sebastian Kurz.
(APA)