Kriminalstatistik Wien: Mehr Polizei auf die Straßen

(c) Clemens Fabry
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2009 sind die Anzeigen gegenüber 2008 um sieben Prozent gestiegen. Nun kündigt die Polizeispitze an: Es wird mehr Präsenz auf Wiens Straßen geben.

WIEN (stu). Seit Dienstag liegt die Wiener Kriminalstatistik für das Jahr 2009 vor – und sie spiegelt den subjektiven Eindruck von zahlreichen Wiener wider: Die Zahl der Anzeigen ist auf 228.593 gestiegen. Das entspricht dem höchsten Wert seit dem Jahr 2004. Minimal gestiegen ist die Aufklärungsquote (von 28,1 auf 29,9Prozent), sie ist damit auf dem Höchststand seit 2003. Als Reaktion auf diese Entwicklung kündigten Polizeipräsident Gerhard Pürstl und Landespolizeikommandant Karl Mahrer an, dass es 2010 mehr Polizeipräsenz auf den Straßen von Wien geben wird. „Die Presse“ zeigt im Detail, welche Verbrechen boomen und was die Polizei konkret dagegen unternehmen will.
Einbrüche in Häuser. Am markantesten in der Wiener Kriminalitätsstatistik ist der massive Anstieg von Einbrüchen in Wohnhäuser. Diese Zahl stieg um rund 60Prozent von 1259 (im Jahr 2008) auf 1968 (im Jahr 2009) Fälle. Gleichzeitig stieg auch die Zahl der Wohnungseinbrüche von 8736 Fällen auf 9672. Die Besonderheit: Die Zahl der Wohnungseinbrüche pendelt seit Jahren im Bereich von 10.000 Fällen/Jahr, bei den Einbrüchen in Wohnhäuser ist die Bilanz 2009 absoluter Rekordwert.

Geplante Gegenmaßnahmen: Die Einbrüche werden (fast ausnahmslos) von ausländischen, gut organisierten Banden aus Osteuropa begangen – wobei die Täter oft illegal nach Österreich eingereist sind. Deshalb kündigte Pürstl eine engere Kooperation von Kriminalpolizei und Fremdenpolizei an – wer illegal in Österreich aufgegriffen wird, soll künftig intensiver auf strafrechtliche Zusammenhänge untersucht werden. Für die Zerschlagung von osteuropäischen Banden wird dazu die Spurensuche nach Einbrüchen („Tatortarbeit“) intensiviert. Damit soll erkannt werden, ob eine und welche Bande am Werk war. Parallel dazu werden die Polizeistreifen in den betroffenen Gebieten intensiviert. Wobei Pürstl und Mahrer erklärten: Die Polizei könne nicht immer überall sein. Bester Schutz bleibe Prävention in Form einer Alarmanlage. Wobei der Polizeipräsident anmerkte: „Viele vergessen, die Alarmanlage einzuschalten, wenn sie außer Haus gehen.“ Professionelle Täter würden das erkennen. Pürstl: Wenn in einem Haus mit Alarmanlage eingebrochen wurde, sei festgestellt worden, dass in den allermeisten Fällen die Alarmanlage nicht aktiviert war.
•Autodiebstähle. Die Zahl der Autodiebstähle in Wien ist innerhalb eines Jahres von 1942 auf 2764 Fälle gestiegen.

Geplante Gegegenmaßnahmen: Da hier ebenfalls Ost-Banden aktiv sind, soll dieselbe Taktik angewendet werden wie bei den Hauseinbrüchen: mehr Streifen, mehr Präventionsarbeit (zum Beispiel Empfehlung für den Einbau eines GPS-Chips, damit das Auto nach dem Diebstahl geortet werden kann.
•Serienüberfälle auf Trafiken. Während die Zahl der Überfälle auf Wettbüros wegen des Ausbaus der Videoüberwachung in den Filialen deutlich zurückging (von 44 auf 38 Fälle), ist die Zahl der Trafiküberfälle im Gegenzug massiv von 89 auf 103 Fälle gestiegen. Mahrer führt das auf einen Umstand zurück: Die Täter würden sich die wehrlosesten Opfer aussuchen – die Räuber also von den (nun videoüberwachten) Wettbüros auf die (nicht überwachten) Trafiken ausweichen.

Geplante Gegenmaßnahmen: Die Polizei konzentriert sich auf Serientäter, nachdem erkannt wurde, dass die meisten Überfälle von Serientätern durchgeführt werden – weshalb Täter, denen ein Überfall nachgewiesen wird, noch genauer unter die Lupe genommen werden. Gleichzeitig soll Videoüberwachung im Bereich Trafiken/Wettbüros/Kaufhäuser ausgebaut und die Zahl der Polizeistreifen bei einer Häufung von Überfällen massiv erhöht werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.01.2010)

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