Staatsoper: Entfesselte Gesten auf biblischem Grund

(c) Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
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Im Rahmen der Richard-Strauss-Tage steht das Ballett „Josephs Legende“ noch einmal auf dem Programm.

Richard Strauss' biblisches Tanzstück gehört zu den wienerischen Musiktheaterlegenden, spätestens seit John Neumeier seine inhaltliche Neudeutung in der Staatsoper zur Uraufführung gebracht hat. Mit Spannung beachtet das Wiener Publikum seither jede Neubesetzung der Hauptpartien und hat am vergangenen Sonntag in der Nachmittagsvorstellung eine Heimkehrerin bejubelt: Patricia Friza, in Wien geboren, in Neumeiers Hamburger Compagnie groß geworden, hat erstmals im Haus am Ring Potiphars Weib gegeben und dank immenser Bühnenpräsenz und tänzerischer Virtuosität beeindruckt.

Frau Potiphar kehrt heim

Ihr großes, von Neumeier zum ursprünglichen Szenario hinzugedichtetes Solo absolvierte sie zu den von Gerrit Prießnitz lustvoll entfesselten philharmonischen Klängen mit ebenso lustvoller Bewegungssprache: Wie Strauss seine motivische Kleinarbeit zu großen melodischen Bögen bindet, hat sie Neumeiers gestisches Repertoire zu expressiven Linien gebunden. Ihr Herausforderer war der Belgier Géraud Wielick, ein Gegenbild zum einstigen Premieren-Joseph, dem legendären Kevin Haigen: Gar nicht naiv, sondern kokett-selbstbewusst provoziert er die zunächst verhaltene Frau, ihre innere Glut nach außen zu kehren. Der grandiose, trotz funkensprühender Erotik geradezu dezent gestaltete Pas de deux wurde zu einem Höhepunkt tänzerischer Leidenschaft. Dazu Eno Pecis hoheitsvoller Potiphar und der Engel des Roman Lazik, der das Spieldosengeklingel seiner Musik – der Schwachpunkt dieser sonst höchst inspirierten Partitur – souverän adelte.

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