Hofer will bei Rot rechts abbiegen

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Symbolbild. (c) APA (HELMUT FOHRINGER)
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Der Neo-Verkehrsminister will Abbiegen bei Rot und höheres Tempo auf Autobahnen prüfen. Verkehrsexperten warnen vor höheren Gefahren.

Wien. Norbert Hofer, der neue FPÖ-Infrastrukturminister, will das Rechtsabbiegen leichter machen – FPÖ, Rot, Rechts, die schalen Schmähs liegen auf der Hand. Aber tatsächlich geht es nicht um politische Farben und Wege, sondern schlicht um den Verkehr. Norbert Hofer will prüfen lassen, ob es auch in Österreich funktionieren kann, das Rechtsabbiegen, wenn die Ampel Rot, die Straße aber frei ist, zu erlauben. Das ist schon im Regierungsprogramm angekündigt.

Dort ist von einem „Modellversuch zur Beschleunigung des Verkehrsflusses im Kreuzungsbereich“ die Rede, und von der Durchführung und wissenschaftliche Evaluierung eines Pilotversuches zum Thema Rechtsabbiegen bei Rot nach internationalem Vorbild. Im Ö1-Morgenjournal konkretisiert Hofer: Rechtsabbiegen sei eine Maßnahme, um die man sich schnell kümmern wolle, die Tests sollen „in der ersten Phase des kommenden Jahres“ starten. Allerdings müsse man erst schauen, ob das auch in Österreich funktioniert. „Es kann sein, dass das gut für den Verkehrsfluss ist, es kann auch sein, dass damit am Anfang ein gewisses Risiko verbunden ist.“

Sicherheitsbedenken an den Ampeln

Rechts abbiegen bei Rot ist keine neue Idee, in den USA ist das Gang und Gäbe. In Niederösterreich hat die FPÖ vor wenigen Jahren einen Vorstoß in diese Richtung unternommen und einen entsprechenden Antrag im Landtag eingebracht. Konkret würde diesem Modell nach die rote Ampel funktionieren wie ein Stoppschild: Als Autofahrer müsste man an der Haltelinie stehen bleiben, wenn kein Querverkehr in Sicht ist, könnte man in die Kreuzung einfahren.

Trotz einiger Vorschläge in diese Richtung wurde die Idee bisher von Experten kritisch kommentiert: Es gebe keinerlei Studien, ob das auch in Österreich (oder in ihrer Verkehrssituation ähnlichen Ländern) funktioniert. Das (damals SPÖ-geführte) Infrastrukturministerium wies diese Vorschläge 2014 zurück: Das erhöhe das Konfliktpotenzial, und Ausnahmen würden das Rot-Signal an Ampeln schwächen.

Auch Verkehrsplaner Hermann Knoflacher (TU Wien) hält das für sehr problematisch: „Wir kennen das aus Amerika, aber ich halte nichts davon, das bei uns einzuführen“, so der Professor emeritus. Die Verkehrssituation in den USA könne man nicht mit der in Österreich vergleichen: „Die Amerikaner bewegen sich fast ausschließlich im Auto fort, der Verkehr ist wenig gemischt. Bei uns ist der Verkehr gemischt, Autofahrer müssen auf Fußgänger, öffentlichen Verkehr oder Radfahrer achten, damit haben sie genug zu tun. Abbiegen bei Rot im Ortsgebiet, und darum geht es ja, wäre ein zusätzliches Risiko“, so Knoflacher. Vor allem, da die Anforderungen an die Aufmerksamkeit ohnehin zunehmen – schließlich werden die Wege, die man zu Fuß, im öffentlichen Verkehr oder per Rad zurücklegt, tendenziell mehr. Auch Neo-Minister Hofer äußert sich über seine Pläne ohnehin noch vorsichtig. Man werde sich das Risiko „ganz, ganz genau“ anschauen. Das gilt auch für eine zweite Überlegung, nämlich die, die erlaubte Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen zu erhöhen. Kommt Tempo 160? Das könne er sich nicht vorstellen, denn das würde das Unfallrisiko erhöhen. Und schließlich stehe über allen Überlegungen die Prämisse, dass Sicherheit absoluten Vorrang habe. „Ich will einen guten Verkehrsfluss, aber sicher keine Maßnahmen, nach denen es dann mehr Verkehrstote gibt.“ (cim)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.12.2017)

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