Megadeal: T-Mobile kauft UPC Austria

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UPC Austria erhält einen neuen Eigentümer. Der Milliarden-Verkauf von Liberty Global an die deutsche Telekom muss noch von den Behörden genehmigt werden.

Die Deutsche Telekom baut ihr Geschäft in Österreich mit einer Milliardenübernahme aus. T-Mobile Austria übernimmt die Österreich-Sparte des Kabelnetzbetreibers Liberty Global, teilte das US-Unternehmen in Denver mit. Die Sparte UPC Austria mit ihren 654.000 Kunden werde dabei mit rund 1,9 Milliarden Euro bewertet.

Der Verkauf muss noch von den Behörden genehmigt werden. T-Mobile Austria erwartet den Abschluss der Übernahme (Closing) im zweiten Halbjahr 2018. Die erforderlichen Unterlagen sollen den Wettbewerbsbehörden und dem Telekom-Regulator in den nächsten Wochen übermittelt werden. Da es voraussichtlich zu keiner Übertragung von Mobilfunkfrequenzen kommen werde, seien weder die Rundfunk und Telekom Regulierungsbehörde (RTR) noch die Telekom-Control-Kommission (TKK) im konkreten Fall zuständig, erklärte die RTR am Freitag. "Wir gehen davon aus, dass die zuständige Wettbewerbsbehörde den Fall sorgfältig prüfen wird. Die RTR steht ihr dabei natürlich zur Verfügung, da wir den Markt am besten kennen", sagte RTR-Geschäftsführer Johannes Gungl.

"Der Zusammenschluss von UPC Austria und T-Mobile Austria ist einer der größten Deals der vergangenen zehn Jahre in Österreich", so Eric Tveter, CEO Central Europe bei Liberty Global, in einer Aussendung am Freitag. Der von T-Mobile Austria gebotene Kaufpreis unterstreiche die "hohe Kompetenz" von UPC Austria am österreichischen Markt. "Es entsteht ein neuer Mega-Player für Festnetz und Mobilfunk und dies ermöglicht eine neue Dynamik im Markt", sagte Tveter.

Österreich im Liberty-Konzern von geringer Bedeutung

Das Österreich-Geschäft hat für Liberty Global keine große Bedeutung. 2016 steuerte es nicht einmal zwei Prozent zum Konzernumsatz von rund 19 Milliarden Dollar (16,02 Mrd. Euro) bei.

"Mit diesem Kauf setzt die Deutsche Telekom einen weiteren großen Schritt bei der Umsetzung seiner Strategie in unserem europäischen Footprint ein komplett konvergenter Operator zu werden", so Srini Gopalan, Europavorstand der Deutschen Telekom, in einer Aussendung. Das übernommene Kabelnetzwerk sei "ein perfektes Match".

Die Deutsche Telekom ist in Österreich mit dem Mobilfunker T-Mobile Austria vertreten. Erklärtes Ziel von Deutsche-Telekom-Chef Tim Höttges ist es aber, den Kunden möglichst viel aus einer Hand anbieten zu können - Mobilfunk, Breitbandinternet und Fernsehen. Zuletzt hatte T-Mobile mitgeteilt, in den Niederlanden sein größtenteils nur auf Mobilfunk ausgerichtetes Geschäft ebenfalls mit einem Festnetzanbieter auszubauen.

Neuer Anlauf für Gespräche mit Vodafone vermutet

Der Verkauf könnte für den Kabelkonzern aus dem Reich des US-Medienmoguls John Malone aber noch andere strategische Gründe haben: Nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg könnte die Transaktion die Türen öffnen, um wieder mit Vodafone ins Gespräch zu kommen. Mehrfach waren Verhandlungen mit den Briten zu einem Zusammenschluss großer Konzernteile gescheitert. In den Niederlanden arbeiten die beiden Unternehmen schon zusammen.

Liberty Global ist nach eigenen Angaben der weltweit größte Anbieter von TV-Kabelnetzangeboten. Das Unternehmen mit seinen rund 41.000 Mitarbeitern ist in mehr als 30 Ländern aktiv. In Deutschland ist der Konzern mit Unitymedia in drei Bundesländern mit einem Kabelnetz vertreten. Größter Konkurrent ist hierzulande Vodafone nach dem Kauf von Kabel Deutschland.

Analysten und Börsianer begrüßten den Österreich-Kauf. Die zweite Übernahme innerhalb einer Woche zeige, dass sich die Telekom wieder auf Europa konzentriere, meinten Börsianer. Wolfgang Specht vom Bankhaus Lampe erklärte, dass es durch die Übernahme künftig einfacher werde, mit dem Marktführer Telekom Austria zu konkurrieren. Zudem werde die Markteinführung der nächsten Mobilfunk-Generation 5G leichter.

Bierwirth: "Konkurrenz für A1"

Das künftige eigene Leitungsnetz als auch die TV- und Entertainment-Angebote machen T-Mobile durch die Integration von UPC Austria zu einem starken Konkurrenten A1, ist Andreas Bierwith, CEO T-Mobile Austria, überzeugt. Zusammen mit dem Schwesterunternehmen T-Systems Austria können wir sowohl für Privatkunden ebenso wie für
kleine und große Unternehmen alle Möglichkeiten der Digitalisierung voll ausschöpfen“, so Bierwith weiter.

Die UPC Austria hat in den letzten Jahren den Turnaround geschafft. Das Unternehmen konnte nach eigenen Angaben seit 2015 sowohl in der Kundenzahl als auch im Ergebnis deutlich zulegen. UPC hat sich in den letzten drei Jahren sowohl im Umsatz, als auch bei der Anzahl der
Services um knapp 10 Prozent gesteigert.

Kein Jobabbau geplant

UPC beschäftigt in Österreich derzeit rund 1.000 Leute und hat im vergangenen Jahr rund 342 Mio. Euro Umsatz erzielt. Ein Mitarbeiterabbau sei definitiv nicht vorgesehen, sagte Bierwirth im "Mittagsjournal". Man brauche die Kompetenz und das Know-how der UPC-Mitarbeiter, "und insoweit ist der Mitarbeiterabbau nicht das Rational für die Übernahme und auch nicht das Rational für die Synergien".

Auch die Privat- und Geschäftskunden der UPC sollen derzeit keine Änderungen zu spüren bekommen. Derzeit bildet UPC Österreich gemeinsam mit UPC Schweiz eine gemeinsame Regionalorganisation - diese wird nun getrennt, Eric Tveter bleibt Chef der Schweizer UPC.

T-Mobile sieht beim Breitband-Internet noch großen Aufholbedarf und somit Wachstumspotenzial in Österreich. Während hier lauf einem OECD-Vergleich im Dezember 2016 auf 100 Personen rund 115-Breitbandanschlüsse kamen, waren es beim europäischen Spitzenreiter Finnland bereits 178 Anschlüsse pro 100 Personen.

(APA/dpa-AFX/Reuters)

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