Außenministerin Karin Kneissl bezeichnet Israels Kontaktsperre als nicht nachvollziehbar, signalisiert Sympathien für Kataloniens Unabhängigkeit und erklärt, warum sie das Angebot ausschlug, auf der Liste Kurz zu kandidieren.
Wie emotional war Ihre Rückkehr nach fast 20 Jahren ins Außenministerium?
Karin Kneissl: Bei meiner Rede am Montag hatte ich am Schluss einen Knödel im Hals. Ich war immer mit vielen freundschaftlich verbunden. Ich kenne die Kollegen, die 45- bis 65-Jährigen, mit denen ich groß geworden bin. Ich habe meinen Abgang damals wirklich nicht bedauert und hätte nie damit gerechnet, als Ministerin zurückzukehren. Es war bewegend.
Auf Ihrer Homepage prangt das Motto Senecas: „Lieber will ich durch Wahrheit anstoßen, als durch Schmeichelei gefallen.“ Kann man das als Diplomatin durchhalten?
Ich habe einen anderen Stil. Ich verliere mich nicht in Worthülsen. Wenn alles im diskreten Rahmen bleibt, kann man auch gegenüber einem Ministerkollegen klare Worte finden und es trotzdem freundlich rüberbringen.
Hatten Sie Bedenken, das Amt anzunehmen?
Große Bedenken, weil ich weiß, wie schwierig es ist, einen Riesenapparat zu bewegen und politischen Zwängen ausgesetzt zu sein. Ich habe mich nicht selbst ins Spiel gebracht. Ich wurde gefragt und habe mir das in drei schlaflosen Nächten überlegt.