Deutsche Konzerne steuern auf Rekordjahr zu

Volkswagen, Daimler und BMW sind die umsatzstärksten börsenotierten Unternehmen Deutschlands.
Volkswagen, Daimler und BMW sind die umsatzstärksten börsenotierten Unternehmen Deutschlands.(c) REUTERS (Fabian Bimmer)
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Der Gewinn der 100 umsatzstärksten Unternehmen steigt um gut ein Fünftel auf 109 Mrd. Euro. Die Old Economy dominiert und da wiederum die Autokonzerne VW, Daimler und BMW.

München. Skandal hin oder her: Volkswagen hat infolge von „Dieselgate“ möglicherweise Kratzer am Image erhalten – die Position als umsatzstärkster börsenotierter Konzern Deutschlands konnte den Wolfsburgern niemand streitig machen.

Nicht nur VW, sondern die 100 größten gelisteten Unternehmen Deutschlands steuern auf ein Rekordjahr zu: Ihr Gesamtumsatz kletterte schon in den ersten drei Quartalen im Vorjahresvergleich um knapp sieben Prozent auf 1,25 Billionen Euro, wie eine am Dienstag veröffentlichte Analyse der Beratungsgesellschaft Ernst&Young ergab. Noch stärker, um 21 Prozent auf 109 Mrd. Euro, legte der Gewinn zu.

Ernst&Young analysierte die Entwicklung der 100 umsatzstärksten börsenotierten Unternehmen Deutschlands von Jänner bis September 2017. Banken und Versicherungen sind nicht einbezogen.

Generell liegen die Autobauer vorn: Volkswagen, Daimler und BMW sind die umsatzstärksten börsenotierten Unternehmen Deutschlands. Beim Gewinn führen der Studie zufolge Daimler und VW – vor der Deutschen Telekom und BMW.

Kleine sind profitabler

Die höchsten Margen fahren aber kleinere Unternehmen ein: Der Flughafenbetreiber Fraport schaffte ein um Sondereffekte bereinigte Ebit (Ergebnis vor Steuern und Zinsen)-Marge von 24 Prozent. Die Pharmakonzerne Bayer und Merck kamen ebenso wie die Bayer-Abspaltung Covestro auf eine Marge von 20 Prozent.

Mehr als die Hälfte der Großkaliber kommt der Analyse zufolge aus Nordrhein-Westfalen und Bayern. Dort haben 30 beziehungsweise 25 Konzerne ihren Hauptsitz. Baden-Württemberg ist mit 15 Unternehmen vertreten.

Die Studie spiegelt auch die sehr gute Wirtschaftslage wider: „Von den 100 umsatzstärksten Unternehmen schafften 76 einen Gewinnanstieg, sogar 84 konnten ihren Umsatz erhöhen“, resümiert EY-Geschäftsführungsmitglied Mathieu Meyer. „Bemerkenswert ist die branchenübergreifend positive Entwicklung – alle Sektoren können derzeit am Aufschwung partizipieren.“

Auch für 2018 ist Meyer optimistisch: „Die Konjunktur hat sich in diesem Jahr überraschend positiv entwickelt und in ganz Europa an Tiefe und Breite gewonnen. Davon profitiert gerade die exportorientierte deutsche Industrie.“ Viele deutsche Unternehmen arbeiteten am Rande ihrer Kapazitäten. Mindestens bis zur Jahresmitte dürfte es auf diesem hohen Auslastungsniveau noch weitergehen, prognostizierte Meyer.

Mehr denn je wird das Ranking von der „Old Economy“ dominiert: 57 der 100 umsatzstärksten Unternehmen stammen aus klassischen Industriebranchen wie Maschinen- und Automobilbau sowie Bergbau, Chemie und Energieversorgung. Ob das ein deutsches bzw. europäisches Spezifikum ist? Schwer zu sagen, da EY keine Vergleichszahlen aus den USA lieferte. Die IT-Branche ist hingegen wie im Vorjahr mit nur fünf Unternehmen vertreten, die Zahl der Medienunternehmen sinkt von vier auf drei, während die Zahl der Telekommunikationsunternehmen von zwei auf drei steigt.

Immerhin stockten 71 Prozent der deutschen Top-Unternehmen auch die Belegschaft auf: Insgesamt beschäftigten sie Ende September weltweit knapp 4,9 Millionen Menschen, das waren 3,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch bei den Beschäftigten liegt VW vorn: Beim Autokonzern waren Ende September 610.000 Menschen beschäftigt – zwei Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Auf Rang zwei und drei folgen die Deutsche Post (465.000) und Siemens (372.000). Das stärkste organische Beschäftigungswachstum verzeichnete der Online-Händler Zalando, der die Zahl der Mitarbeiter um 26 Prozent erhöhte. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.12.2017)

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