Nur 36 Prozent wollen Merkel weitere vier Jahre als Kanzlerin sehen. Die niedrigen Umfragewerte kommen für sie zu einem schlechten Zeitpunkt: Die SPD treibt die Forderungen vor dem Start der Koalitionsverhandlungen in die Höhe.
Die Schwierigkeiten bei der Regierungsbildung lassen den Rückhalt für die deutsche Kanzlerin Angela Merkel in der Bevölkerung bröckeln. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der dpa wünscht sich inzwischen fast jeder Zweite (47 Prozent), dass die CDU-Vorsitzende bei einer Wiederwahl zur Regierungschefin ihren Posten vor Ende der Wahlperiode 2021 räumt.
Nur 36 Prozent wollen sie weitere vier Jahre im Amt sehen. Kurz nach der Bundestagswahl war die Unterstützung für Merkel noch deutlich größer. In einer YouGov-Umfrage Anfang Oktober hatten sich nur 36 Prozent für einen vorzeitigen Abgang Merkels ausgesprochen. 44 Prozent waren dafür, dass sie ihren Posten bis 2021 behält.
Am 7. Jänner beginnen die Sondierungsgespräche zwischen Union und SPD über eine Regierungsbildung. Mögliche Ergebnisse sind eine Große Koalition oder eine Minderheitsregierung unter Merkel. Bei einem Scheitern der Gespräche könnte es aber auch zu einer Neuwahl kommen oder zu einer Wiederaufnahme der Jamaika-Gespräche.
SPD und Union stellen Forderungen
Schon knapp zwei Wochen vor dem offiziellen Start der Sondierungen beginnen die möglichen Koalitionspartner ihre Muskeln zu zeigen. Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Ralf Stegner warnte die Union am Mittwoch vor "Muskelprotzerei". "Wenn CDU-Politiker wie Frau Klöckner nun die SPD öffentlich ermahnen und unter Druck setzen wollen, schadet das den Sondierungen bereits, bevor sie beginnen", sagte Stegner der "Welt" (Mittwoch).
Er reagierte damit auf ein Statement der stellvertretenden CDU-Vorsitzenden Julia Klöckner: "Unser Wahlergebnis liegt mehr als zwölf Prozentpunkte über dem der SPD. Das muss sich niederschlagen, wenn es zu einer Koalition kommt", sagte die Politikerin.
Auch der deutsche Außenminister positionierte sich nach den Weihnachtsfeiertagen: Der SPD-Minister macht das Zustandekommen eines erneuten Regierungsbündnisses mit CDU/CSU von einer Verständigung auf Reformen für die Europäische Union und das Gesundheitswesen abhängig. Noch sei nicht entschieden, ob Koalitionsverhandlungen sinnvoll seien, sagte er der "Bild"-Zeitung.
(APA/DPA)