Griechischer Fiskus zeigt Krallen

APA/AFP/LOUISA GOULIAMAKI
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Elektronische Zwangsversteigerungen und Kontosperrungen: Die einst so ineffiziente und schlampige griechische Finanzverwaltung hat sich zu einem elektronischen „Big Brother“wickelt.

Griechenland als „Schuldenkolonie“ des europäischen Reiches unter Vorsitz Deutschlands: So beschrieb der wortgewaltige griechische Uni-Professor Nikos Kotzias vor vier Jahren die Situation des Landes. Heute ist der Professor Außenminister der Regierung Tsipras, die gerade diese Woche das „letzte Budget der Sparmemoranden“ beschlossen hat und 2018 durch freie Aufnahme von Krediten am Kapitalmarkt und geglückte Umstrukturierung ihrer Staatsschulden beweisen will, dass das Land der „Schuldenfalle“ entkommen ist.

Die Realität der griechischen Bürger verweist eher auf das Sprachbild von Kotzias als auf die Weihnachtswünsche ihres Premiers Alexis Tsipras, die Rolle des Zwingherren hat aber im innergriechischen Kontext die griechische Regierung selbst übernommen. Tatsächlich schuldet in Griechenland jeder jedem: Der Staat den internationalen Gläubigern, nach der letzten Ratenzahlung der Gläubiger rund 318 Mrd. Euro oder 180 Prozent der Wirtschaftsleistung. Die Hälfte der Griechen, etwa vier Millionen Bürger, schuldet wiederum dem Staat insgesamt 99 Milliarden Euro an Steuern und (Sozial-)Abgaben; 1,6 Millionen Griechen sind Kandidaten für Zwangsmaßnahmen des Staates zur Schuldeneintreibung- das sind vor allem Zwangsversteigerungen oder die Sperrung des Bankkontos. Die dritte große Schuldnergruppe sind Unternehmer und Privatleute, die Bankkredite in Höhe von insgesamt 100 Milliarden Euro nicht bedienen, das sind 45 Prozent des gesamten Kreditvolumens.

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