Der Chef der Raiffeisenbank International, Johann Strobl, sieht die gute Entwicklung in Osteuropa durch die Politik gefährdet, befürchtet nach 2018 einen wirtschaftlichen Abschwung und hofft, dass die neue Regierung die Zeichen der Zeit erkennt.
Wien. "Ich hoffe, dass die neue Regierung die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Österreich verbessert." In einem Interview mit dem "Handelsblatt" äußert sich der Chef der Raiffeisenbank International (RBI), Johann Strobl, zuversichtlich zu neuen türkis-blauen Bundesregierung. "Wirtschaftlich fürchte ich keine Rückschläge, und gesellschaftlich muss man anerkennen, dass sich ein Teil der Bevölkerung Sorgen um seine Zukunft macht", antwortete er auf die Frage, ob ihn ein zunehmender politischer Populismus in Österreich Sorgen bereitet.
Strobl steht seit März an der Spitze der RBI, hat heuer die Fusion mit der Raiffeisen Zentralbank gemanagt und schaffte in den ersten neun Monaten eine Verdoppelung des Ergebnisses auf 910 Millionen Euro. Die Eigenkapitalrendite liegt laut Strobl bei elf Prozent. Der Kurs der RBI-Aktie liegt bei über 30 Euro. Zu Jahresbeginn notierte die Aktie bei unter 18 Euro.
"Wie viel Platz ist noch nach oben?"
"Uns hilft natürlich die Konjunktur in unseren Kernmärkten in Mittel- und Osteuropa sehr", sagte Strobl. Das Wachstum führe auch zu höherer Kreditnachfrage. Wie lange dieser positive Trend noch anhalten wird, sei allerdings ungewiss. "Unsere Volkswirte rechnen für 2018 mit einer Fortsetzung des Aufschwungs, für 2019 und 2020 werden sie dann ein bisschen vorsichtiger. In Ländern wie Tschechien oder der Slowakei ist die Wirtschaft beinahe schon voll ausgelastet; da stellt sich dann schon die Frage, wie viel Platz nach oben noch ist", sagte Strobl.
Die größten Gefahren vor allem in Ländern wie Russland und der Ukraine kämen von der Politik, konstatiert der RBI-Chef. "Tatsächlich kommt die größte Bedrohung für die gute Entwicklung in Russland und anderen osteuropäischen Ländern von der politischen Seite." Strobl forderte neuerlich ein Ende der EU-Sanktionen gegen Russland. "Wir wünschen uns, dass die Sanktionen auslaufen und das Verständnis zwischen Russland und der EU wächst."