Kroatien erkennt den neuen Grenzverlauf in der Bucht von Piran nicht an. Slowenien will die Übertretung der Grenze durch Fischer aber nicht dulden und kündigt Strafen an.
Kroatische Fischer wollen in der nördlichen Adria auch nach Samstag, wenn Slowenien alleine den neuen Grenzverlauf gemäß dem internationalen Schiedsurteil umsetzen wird, wie bisher weitermachen. Sie werden weiter bis zur Mittelinie in der Bucht von Piran fischen und rechnen dabei mit Schutz der kroatischen Polizei, kündigten sie laut Medienberichten an.
Aus Sicht von Slowenien werden sich die Fischer dann allerdings schon in slowenischen Gewässern befinden. Das Schiedsgericht sprach im Juni 80 Prozent der umstrittenen Bucht Slowenien zu. Kroatien lehnt das Urteil aber ab und beansprucht nach wie vor die Hälfte der Bucht. "Die Mittellinie stellt für uns die Grenze dar", beteuerte die kroatische Außenministerin Marija Pejcinovic Buric am Donnerstag im Privatsender Nova TV. Zagreb vertritt die Position, dass Slowenien den Schiedsspruch alleine nicht umsetzen kann.
In diesem Sinne hat auch die kroatische Polizei den istrischen Fischern geraten, auch künftig normal weiterzumachen. "Die Polizei sagte uns, dass wir wie bisher bis zu der Mittellinie fischen können. Allerdings wurde darauf hingewiesen, eine anständige Entfernung zu der Grenze zu halten, damit das nicht als Provokation wahrgenommen wird ", sagte der Fischer Daniele Kolec zur Nachrichtenagentur Hina. Mit dem Abstand seien einige hundert Meter gemeint worden, hieß es.
Bei einem Treffen, das die kroatische Polizei mit den Fischern am gestrigen Donnerstag abgehalten hatte, wurde den Fischern auch zugesichert, dass sie weiterhin von kroatischen Patrouillenbooten begleitet werden, berichteten die Medien.
Slowenische Polizei verwarnt kroatische Fischer
Am Freitag berichteten kroatische Medien über ein Ereignis im umstrittenen Seegebiet, das jedoch dort fast schon üblich ist. Kroatische Fischer, die wie gewohnt in Begleitung der kroatischen Polizei fischten, wurden Freitagfrüh vom slowenischen Polizeiboot verwarnt, dass sie sich in slowenischen Gewässern befänden. Nachdem die Beamten ein Paar Wörter miteinander ausgetauscht hatten, ging jeder seinen Weg, hieß es. Wie die kroatische Polizei mitteilte, habe das slowenische Polizeiboot die Grenzlinie verletzt.
Da sich die kroatische und slowenische Seite den Grenzverlauf jeweils anders vorstellen, ist laut Beobachtern mit derartigen Begegnungen auch künftig zu rechnen. Kroatische Fischer erwarten in der Zukunft aber keine besonderen Probleme und fühlen sich durch die Anwesenheit der kroatischen Polizei sicher.
Ljubljana kündigte an, ab Samstag über das gesamte vom Schiedsgericht zugesprochene Gebiet die volle Jurisdiktion auszuüben. Für den gewerblichen Fischfang in slowenischen Gewässern will man Lizenzen vorschreiben. Kroatische Fischer, die ohne Bewilligung ihre Netze im slowenischen Meer auswerfen werden, müssen mit Geldstrafe rechnen, anstatt - wie bisher - nur abgemahnt zu werden.
(APA)