Banken: "Nicht Größe, sondern Risiko ist das Problem"

Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann
Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann(c) Reuters (Ralph Orlowski)
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Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann mahnt zur Vorsicht bei der Einführung neuer Eigenkapitalregeln für Banken. "Vorschläge zur Aufspaltung von Banken gehen in die falsche Richtung", warnt er.

"Es besteht die Gefahr, dass wir den kumulativen Effekt der verschiedenen Maßnahmen unterschätzen, die vorgeschlagen wurden", warnte Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann am Donnerstag in London. Er plädierte dafür, die Regeln nicht zur gleichen Zeit, sondern gestaffelt einzuführen, um gegensteuern zu können, wenn sich Fehlentwicklungen zeigten.

Der Baseler Ausschuss der wichtigsten Bankenaufseher will die neuen Regeln bis Ende 2012 einführen, hat aber großzügige Übergangsregelungen und Bestandsschutz zugesagt. Der Chef der deutschen Finanzaufsicht BaFin, Jochen Sanio, hält fünf Jahre für die maximal angemessene Übergangsfrist. Wie die Vorschriften ausgestaltet werden, die das Finanzsystem weniger krisenanfällig machen sollen, soll Ende dieses Jahres feststehen. Vorher werden sie in einer groß angelegten Studie mit den Banken getestet.

Ackermann gegen Banken-Aufspaltung

Ackermann wandte sich gegen die geplante Verschuldungsgrenze für Banken, die die von der Bank eingegangenen Risiken außer Acht lässt. Sie sei als Kennzahl "zu simpel" und passe weder zu den bestehenden noch den künftigen Kapitalanforderungen, rügte der Deutsche-Bank-Chef.

Ackermann hält Größenbegrenzungen für Geldinstitute nicht für den richtigen Weg zur Vermeidung neuer Finanzkrisen: "Vorschläge zur Aufspaltung oder Einschränkungen der Aktivität von Banken gehen in die falsche Richtung." Das Problem sei nicht die Größe einer Bank, sondern das Risiko, das sie eingehe. Große Banken brächten Volkswirtschaften auch Vorteile.

US-Präsident Obama will Eigenhandel einschränken

Die Finanzkrise hat weltweit eine Debatte über die Größe von Banken ausgelöst. Institute dürften nicht so bedeutend werden, dass sie Staaten erpressen könnten, ihnen mit Milliarden unter die Arme zu greifen, kritisieren Experten.

US-Präsident Barack Obama will den Großbanken Grenzen setzen und etwa den Eigenhandel einschränken, bei dem Geldhäuser auf eigene Rechnung und nicht für Kunden am Kapitalmarkt aktiv werden. Die Deutsche Bank hat den Eigenhandel nach eigenen Angaben fast eingestellt, nachdem er in der Finanzkrise zu Verlusten geführt hatte.

(Ag.)

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