EU/Großbritannien. Wie man es dreht und wendet – die einzige Variante, bei der die britischen Außengrenzen nicht in irgendeiner Form überwacht werden müssen, ist die Teilnahme Großbritanniens an Binnenmarkt und Zollunion der EU.
Wien/London. Bisher sind es stets die Europäer gewesen, die sich im Laufe der Verhandlungen über den EU-Austritt Großbritanniens über Rosinenpickerei aufgeregt hatten – im Mittelpunkt der EU-Kritik stand das Insistieren der Briten auf freien Zugang zum Wirtschaftsraum der Union ohne die Pflichten der Mitgliedschaft. Doch pünktlich zum Jahreswechsel drehte David Davis, der für den Brexit zuständige britische Minister, den Spieß um: Die EU solle aufhören, Rosinen zu picken, und den Briten ein umfassendes Angebot machen, das auch die britische Finanzbranche inkludiert, schrieb Davis in einem Gastkommentar für den europakritischen „Daily Telegraph“.
Der Zeitpunkt der Intervention ist nicht zufällig gewählt. Nachdem die Bedingungen des Brexit im Dezember fixiert worden sind, geht es nun um den künftigen Beziehungsstatus. Aus der Sicht der Europäer kommen dafür nur zwei Varianten infrage: entweder die Option Norwegen – also Zugang zum Binnenmarkt ohne Mitspracherecht bei dessen Gestaltung – oder die Option Kanada – also ein Freihandelsabkommen für Güter, aber nicht für Dienstleistungen.