Nordkorea: Trump prahlt, Kim lenkt ein

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Während US-Präsident Trump mit der Größe seines Atomknopfes droht, setzt Kim seinen Annäherungskurs fort: Nordkorea stellte den direkten Kommunikationskanal mit dem Süden wieder her.

Nordkorea hat nach fast zweijähriger Unterbrechung einen Kommunikationskanal mit dem Süden wiedereröffnet. Machthaber Kim Jong Un ordnete an, die Telefonleitung im Grenzort Panmunjom am Mittwochnachmittag (07.30 Uhr MEZ) wieder freizuschalten. Auch die Regierung in Seoul teilte mit, sie habe einen Anruf erhalten. US-Präsident Donald Trump eröffnete im Schlagabtausch mit Kim unterdessen die nächste Runde: Er habe einen größeren und mächtigeren Atomknopf als der nordkoreanische Staatschef.

Kim habe just erklärt, dass der "atomare Knopf immer auf seinem Schreibtisch" sei, schrieb Trump am Dienstagabend (Ortszeit) auf der Kurznachrichtenplattform Twitter und bezog sich dabei auf eine Äußerung Kims in dessen Neujahrsansprache vor zwei Tagen. "Wird jemand aus seinem verarmten und ausgehungerten Regime ihn bitte darüber informieren, dass auch ich einen atomaren Knopf habe", so der US-Präsident. "Aber er ist viel größer & mächtiger als seiner, und mein Knopf funktioniert!"

Kim und Trump hatten sich in den vergangenen Monaten mit Drohungen überboten. Dies hat weltweit die Angst vor einem Krieg geschürt. Im neuen Jahr aber scheint Kim versöhnlicher zu sein. Kim hatte sich in seiner Neujahrsansprache für Gespräche mit dem Süden offen gezeigt und erwägt nach eigenen Worten auch, eine Delegation zu den Olympischen Winterspielen im südkoreanischen Pyeongchang im Februar zu schicken. Auch Südkorea unterbreitete am Dienstag ein Gesprächsangebot.

Seit 65 Jahren im Kriegszustand

Die direkte Telefonverbindung mit Südkorea hatte Nordkorea im Februar 2016 gekappt. Dabei handelte es sich um Vergeltung für die Schließung eines gemeinsamen Industriegebietes durch Südkorea. Über die Inhalte des Gespräches am Mittwoch wurde zunächst nichts bekannt. Beide Seiten erklärten, sie hätten die technische Verbindung überprüft.

Nach einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA erklärte der nordkoreanische Vertreter Ri Son Gwon, man sei bei der Kommunikation mit dem Süden ehrlich und aufrichtig. Ziel der Gespräche sei es, einen formellen Dialog aufzunehmen, um eine Delegation zu den Olympischen Spielen zu schicken.

Bei der ersten, etwa 20-minütigen Kontaktaufnahme sei es um "technische Details" gegangen, sagte eine Sprecherin des Vereinigungsministeriums in Seoul. Nordkorea wolle sich wieder melden. Südkoreas Präsident will künftige Gespräche mit Nordkorea möglichst auch dazu nutzen, über das Atom- und Raketenprogramm des Nachbarn zu sprechen. Es wird jedoch stark bezweifelt, ob sich Kim darauf einlässt.

>> Als Pjöngjang im Bombenhagel unterging.

Die beiden Staaten sind auch knapp 65 Jahre nach dem Ende des Koreakrieges formell im Kriegszustand, weil es nur ein Waffenstillstandsabkommen gibt. Kim droht Südkorea und auch den USA und Japan immer wieder mit Zerstörung und treibt trotz zahlreicher UN-Sanktionen ein Atom- und Raketenprogramm voran.

USA: Keil zwischen Verbündeten treiben

Die USA, die fast 30.000 Soldaten in Südkorea stationiert haben, äußerten sich über die Gespräche zurückhaltend. Möglicherweise wolle Nordkorea einen Keil zwischen die Verbündeten treiben, sagte eine Sprecherin des Außenministeriums in Washington.

China hingegen lobte die Aktivierung der stillgelegten Telefonleitung. China begrüße und unterstütze die Anstrengungen beider Seiten, die Beziehungen vor den Olympischen Winterspielen im südkoreanischen Pyeongchang zu verbessern, sagte Außenamtssprecher Geng Shuang am Mittwoch in Peking. Alle an dem Konflikt beteiligten Parteien sollten den "positiven Trend nutzen und sich auf halbem Wege treffen".

Der frühere UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon ortete ebenfalls positive Signale im Nordkorea-Konflikt. Zwar seien die "Spannungen" nach wie vor "hoch", aber unlängst habe man einige "positive Entwicklungen" gesehen, so Ban, der auch als südkoreanischer Botschafter in Wien fungierte, am Rande der Präsentation des neuen "Ban-Ki-moon-Centre for Global Citizens" in Wien. Man stehe an einem "kritischen Punkt", an einem "Scheideweg". Den "scharfen" Ton zwischen Nordkorea und den USA bedauerte der ehemalige südkoreanische Außenminister.

Nordkorea hatte angekündigt, massenhaft Atomsprengköpfe zu bauen. Die Waffen seien nötig, um auf ein aggressives Verhalten der Regierung in Washington zu reagieren. Unklar ist, wie weit das nordkoreanische Atomprogramm fortgeschritten ist. Experten halten es für möglich, dass die Raketen die USA erreichen könnten. Unklar ist aber, ob ein Atomsprengkopf den Wiedereintritt in die Atmosphäre überstehen würde.

(APA/dpa/Reuters)

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