"Nieder mit USA": Irans Regierung mobilisiert Tausende Gegendemonstranten

APA/AFP/MOHAMMAD ALI MARIZAD
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Die Regierungsanhänger machen ausländische Mächte für die tödlichen Proteste im Land verantwortlich. Auch Regierungskritiker sollen in der Nacht auf Mittwoch wieder demonstriert haben.

"Das Blut in unseren Venen ist ein Geschenk für unseren
Führer" und "Nieder mit Saudiarabien", "Nieder mit Israel", "Nieder mit den USA". Angesichts der anhaltenden regierungskritischen Proteste mobilisiert die iranische Führung jetzt ihre Unterstützer: In mehreren Städten versammelten sich am Mittwoch Tausende Menschen zu Kundgebungen, darunter in den Großstädten Kermanshah, Ilam und Gorgan.

Die Menschenmengen schwenkten iranische Flaggen und hielten Bilder des obersten Führers, Ayatollah Ali Khameneis in die Höhe. Auf Transparenten machten sie die USA, Großbritannien und Israel für die kritischen Proteste verantwortlich. Außerdem forderten sie, Aufständische hinzurichten.

Khamenei machte am Dienstag das Ausland für die Proteste verantwortlich. Der Sekretär des Nationalen Sicherheitsrates, Ali Shamkhani, sprach von einem "Stellvertreterkrieg gegen das iranische Volk". "Hashtags und Botschaften über die Situation im Iran kommen aus den USA, Großbritannien und Saudi-Arabien", sagte er.

Rohani macht Exil-Opposition in Frankreich verantwortlich

Auch die wichtigste Reformgruppierung des Landes bezichtigte Washington, die Unruhen angeheizt zu haben. Vor allem die USA hätten die "Störenfriede" und die Gewalttaten unterstützt, erklärte die "Vereinigung der kämpfenden Kleriker" von Ex-Präsident Mohammed Khatami. Zugleich appellierten die Reformer an die Regierung, auf die wirtschaftlichen Probleme und die "berechtigten Forderungen" der Demonstranten zu reagieren. Die Iraner hätten das Recht, friedlich zu protestieren.

Die Reformer sind Teil der iranischen Regierung des gemäßigten Präsidenten Hassan Rouhani. Der iranische Staatschef machte am Dienstag die "terroristische" Exil-Opposition in Frankreich für die Unruhen mitverantwortlich. Er rief den französischen Staatschef Emmanuel Macron auf, gegen die in Paris ansässigen Regierungsgegner vorzugehen. Er bezog sich dabei offensichtlich auf die Volksmujahedin.

Die regierungsfeindlichen Proteste sind die schwersten seit 2009. Sie richteten sich zunächst gegen wirtschaftliche Missstände und schließlich gegen die iranische Führung. 21 Menschen wurden bisher getötet, darunter 16 Demonstranten. Hunderte Menschen wurden festgenommen. Allein in der Hauptstadt Teheran soll es laut der Nachrichtenagentur Ilna in den vergangenen drei Tagen zu 450 Festnahmen gekommen sein, landesweit sollen es mehr als 1000 sein.

Die Proteste gingen nach Berichten in sozialen Medien auch in der Nacht auf Mittwoch in der Hauptstadt Teheran und anderen Städten weiter. Die staatlichen Medien haben diese Proteste aber noch nicht bestätigt und behaupten, dass es besonders in Teheran ruhig gewesen sei. In der Provinz Albors westlich von Teheran gilt seit Mittwoch ein Versammlungsverbot.

USA: Sind nicht Urheber der Proteste

Die USA erneuerten indes ihre Kritik an der Führung des Irans. Die internationale Gemeinschaft könne nicht still zusehen, wenn Demonstranten mit Gewalt begegnet werde, sagte die Sprecherin von US-Präsident Donald Trump, Sarah Sanders. Bei den Protesten handle es sich um einen "organischen Volksaufstand, organisiert von tapferen iranischen Bürgern". Sanders vermied eine klare Antwort auf die Nachfrage, ob das Weiße Haus einen Regimewechsel in Teheran anstrebe. Der Iran müsse aufhören, Terrorismus staatlich zu unterstützen.

Die amerikanische UN-Botschafterin Nikki Haley forderte am späten Dienstagabend eine Dringlichkeitssitzung des UNO-Sicherheitsrats, um über die sich zuspitzende Lage in der "iranischen Diktatur" zu diskutieren.

(APA/AFP/dpa)

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