Der Verleger von Michael Wolffs Enthüllungsbuch "Fire and Fury" hat nach dem Versuch von Donald Trumps Anwälten, die Veröffentlichung zu stoppen, den Erscheinungstermin auf den heutigen Freitag vorverlegt.
Ungeachtet des von ihm angestrebten Verkaufsverbots soll das brisante Enthüllungsbuch über Präsident Donald Trump früher erscheinen. Das Verlagshaus Henry Holt & Co kündigte am Donnerstag an, die Veröffentlichung von Dienstag auf diesen Freitag vorzuziehen. Es begründete dies mit einer "beispiellosen Nachfrage".
Der Autor und Journalist Michael Wolff zeichnet in "Fire and Fury: Inside the Trump White House" (Feuer und Zorn: In Trumps Weißem Haus) auf Grundlage von sieben Monaten Recherche im Weißen Haus und angeblich 200 Interviews das Bild einer chaotischen Machtzentrale unter Trump. Erste Auszüge aus dem Buch versetzten Washington in den vergangenen Tagen in helle Aufruhr.
Brisant ist es vor allem, weil Trumps Ex-Chefstratege Steve Bannon darin im Zusammenhang mit der Russland-Affäre von "Verrat" spricht. Trumps Anwalt drohte Verleger und Autor mit Klagen und mit juristischen Schritten zum Stopp einer Veröffentlichung. Nun soll das Buch ab 9.00 Uhr (Ortszeit US-Ostküste/15.00 Uhr MEZ) verkauft werden.
Trump wehrt sich gegen die Veröffentlichung via Twitter:
Geistig nicht in der Lage, Amt auszuführen
Mit der vorgezogenen Veröffentlichung will sich der Verlag offensichtlich über Trumps Begehr hinwegsetzen, das Erscheinen juristisch zu verhindern. Medienberichten zufolge wird dies unter anderem mit Vorwürfen übler Nachrede und Schmähungen begründet. Trumps Sprecherin Sarah Sanders erklärte, dies sei keine Aktion der US-Regierung, sondern komme von dem persönlichen Anwalt des 71-Jährigen.
Sanders sagte, Behauptungen, Trump habe den Wahlsieg 2016 gar nicht gewollt, seien vollkommen lächerlich. Außerdem sei es infam zu behaupten, Trump sei geistig nicht in der Lage, sein Amt auszuüben. Trump beweise jeden Tag das Gegenteil. Andernfalls wäre das Jahr 2017 nicht so erfolgreich verlaufen, erklärte die Sprecherin.
In dem Buch erhebt der frühere Trump-Vertraute Bannon schwere Vorwürfe gegen Familienmitglieder des Präsidenten. Trump kritisierte Bannon deswegen scharf und sagte sich öffentlich von seinem ehemaligen Chefstrategen los. Sanders sagte, die Betreiber der Webseite Breitbart News sollten darüber nachdenken, sich von Bannon zu trennen. Der 64-Jährige ist der Chef von Breitbart.
Laut einem Bericht der "Washington Post" distanzierte sich am Donnerstag die konservative Spenderin Rebekah Mercer von Bannon. Sie war dem Vernehmen nach seine wichtigste Geldgeberin. Die Zeitung zitierte Mercer mit den Worten, sie unterstütze Präsident Trump und seine Agenda. Ihre Familie habe schon seit vielen Monaten nicht mit Bannon gesprochen und ihn auch nicht finanziell unterstützt. Die Familie Mercer gilt als sehr einflussreich. Sie gehörte zu den wichtigsten Finanzierern von Trumps Wahlkampf.
Russische Einmischung
Bannons Äußerungen in dem Buch schüren den Verdacht, dass Russland die Präsidentenwahl zugunsten Trumps beeinflusst haben könnte, dem mehrere Kongressausschüsse und ein Sonderermittler nachgehen. Er bezeichnet ein Treffen mit einer russischen Anwältin während des Präsidentschaftswahlkampfs im Juni 2016 im Trump Tower als "Verrat" und "unpatriotisch". Daran hatten Trumps ältester Sohn Donald Trump Jr., sein Schwiegersohn Jared Kushner und sein damaliger Wahlkampfleiter Paul Manafort teilgenommen. Die russische Seite hatte belastende Informationen über Trumps Gegenkandidatin Hillary Clinton in Aussicht gestellt. Trump erklärte zu den Äußerungen, Bannon habe den Verstand verloren.
Bannon galt als Rechtsaußen-Architekt der nationalistisch ausgerichteten Kampagne Trumps und treibende Kraft hinter umstrittenen Entscheidungen wie dem Einreisestopp für Bürger aus mehreren muslimischen Ländern. Im August wurde er von Trump gefeuert, nachdem interne Spannungen und Machtkämpfe zunahmen. Trump traf sich aber auch danach noch mit Bannon.
Trump wollte Justizminister halten
Unter dessen wurde bekannt, dass Donald Trump Justizminister Jeff Sessions davon abhalten wollte, sich aus den Ermittlungen zur Russland-Affäre zurückzuziehen. Der Rechtsberater des Weißen Hauses, Don McGahn, habe im März auf Anweisung Trumps vergeblich versucht, Sessions davon zu überzeugen, berichtete die New York Times am Donnerstag (Ortszeit) unter Berufung auf zwei ungenannte Quellen. Sonderermittler Robert Mueller sei demnach darüber informiert. Ein Anwalt des Weißen Hauses lehnte laut US-Nachrichtensender CNN einen Kommentar ab.
Mueller soll im Auftrag des Justizministeriums feststellen, ob es zwischen Trumps Wahlkampfteam und Russland geheime Absprachen gegeben hat. Dem Vernehmen nach untersucht er in diesem Zusammenhang auch, ob Trump versucht hat, auf Ermittlungen des FBI einzuwirken. Die Affäre belastet Trumps Präsidentschaft massiv.
(APA/AFP)