Der US-Präsident spricht sich vor dem ersten direkten Treffen zwischen Norden und Süden seit zwei Jahren zu Gesprächen mit dem Diktator aus. Nordkorea werde "wahrscheinlich" an den Olympischen Spielen teilnehmen, sagt Pjöngjang.
US-Präsident Donald Trump hat sich zu direkten Kontakten mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un bereit erklärt, bleibt aber bei seiner harten Haltung im Atomstreit mit dem Land. "Sicher, ich glaube immer an Gespräche", sagte Trump am Samstag auf die Frage, ob er sich ein Telefonat mit Kim vorstellen könne. "Absolut, ich würde das machen", fügte er vor Journalisten im Wochenendsitz Camp David hinzu.
Trumps Äußerung markiert eine deutliche Abkehr von seinen bisherigen Drohungen gegen Kim. Am Freitag hatte bereits Außenminister Rex Tillerson grundsätzliche Gesprächsbereitschaft mit Nordkorea signalisiert. Nordkorea müsse aber verstehen, dass aus Sicht der USA "eine endgültige, vollständige Denuklearisierung" Ziel sein müsse.
Er befürworte die innerkoreanischen Gespräche zu "100 Prozent", sagte Trump. Zugleich bekräftigte der Präsident seine Überzeugung, dass es ohne seine eigene harte Haltung gegenüber Pjöngjang keine Gespräche zwischen den beiden Koreas geben würde. "Wenn ich da nicht beteiligt wäre, würden sie gar nicht reden", sagte Trump, der sich kurz davor in einem Tweet mit Blick auf Zweifel an seiner mentalen Gesundheit als "sehr stabiles Genie" bezeichnet hatte.
US-Botschafterin relativiert
Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Nikki Haley, hat die Dialogbereitschaft von Trump gegenüber Nordkorea relativiert und Vorbedingungen für Gespräche formuliert. Dass Trump sich am Samstag offen für ein Gespräch mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un erklärt habe, bedeute "keine Kehrtwende", sagte Haley am Sonntag dem US-Sender ABC.
Trump habe lediglich gesagt, dass es einmal "eine Zeit geben könnte, in der wir mit Nordkorea sprechen". Zuvor müssten aber noch "viele Dinge passieren", hob die US-Botschafterin hervor. Nordkorea müsse zunächst einmal mit seinen Atom- und Raketentests aufhören und sich zu Gesprächen über einen Verzicht auf seine Atomwaffen bereit erklären. "Diese Dinge müssen passieren", sagte Haley.
Nordkorea wird Eiskunstlauf-Paar entsenden
Süd- und Nordkorea tauschten unterdessen am Sonntag die Listen mit den Delegationen für die anstehenden ersten Gespräche beider Länder seit zwei Jahren aus. Bei dem Treffen an diesem Dienstag im Grenzort Panmunjom soll es unter anderem um eine Teilnahme Nordkoreas an den olympischen Winterspielen im Februar im südkoreanischen Pyeongchang gehen.
Nordkorea wird nach den Worten seines Vertreters beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC), Chang Ung, "wahrscheinlich" an den Winterspielen teilnehmen. Das sagte Chang laut der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo am Samstag auf dem Flughafen in Peking. Chang habe offenbar vorgehabt, in die Schweiz weiterzufliegen, um mit dem IOC zu sprechen. Nordkorea werde wohl ein Eiskunstlauf-Paar entsenden, hieß es.
Erfahrener Unterhändler soll Gespräche leiten
Zu den innerkoreanischen Gesprächen am Dienstag will Nordkorea eine fünfköpfige Delegation unter Leitung des Vorsitzenden des Komitees für die Friedliche Wiedervereinigung des Vaterlandes, Ri Son-gwon, entsenden. Das teilte das Vereinigungsministerium in Seoul mit. Das staatliche Komitee ist in Nordkorea für innerkoreanische Angelegenheiten zuständig. Ri gilt als erfahrener Unterhändler, der sein Land schon bei früheren bilateralen Treffen vertreten hatte. In der Delegation wird auch ein Vertreter des Nationalen Olympischen Komitees sein. Südkorea schickt ebenfalls eine fünfköpfige Abordnung, die von Vereinigungsminister Cho Myoung-gyon geleitet werden soll.
Die Gespräche kommen nach Entspannungssignalen Kims zustande. Er hatte in seiner Neujahrsrede am vergangenen Montag die Teilnahme seines Landes an den Winterspielen angeboten. Zugleich drohte er, die gesamten USA seien in Reichweite nordkoreanischer Langstreckenraketen.
Die Spannungen in der Region haben sich im vergangenen Jahr nach zahlreichen Raketentests Nordkoreas und einem weiteren Atomversuch deutlich verschärft. Trump und Kim überzogen sich gegenseitig mit Drohungen. Der Schlagabtausch hatte weltweit die schlimmsten Befürchtungen ausgelöst.
(APA/dpa/Reuters)