TV-Beobachtungen

Was uns an den neuen „Vorstadtweibern“ aufgefallen ist

Vorstadtweiber
VorstadtweiberORF/Hubert Mican
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Die ORF-Serie „Vorstadtweiber“ startete am Montagabend in die dritte Saison. Mit vertrauten Protagonisten, die sich teils stark entwickeln konnten, einigen neuen Gesichtern und einem kleinen Missgriff in der Maske.

Spoilerwarnung: Wir verraten Teile des Inhalts der ersten beiden Folgen der dritten Staffel.


Länger als geplant hat das Publikum auf die Rückkehr der "Vorstadtweiber" warten müssen. Die zweite Staffel hat dem ORF im Frühjahr 2016 anhaltend hohe Einschaltquoten gebracht. Im Schnitt 787.000 Menschen sahen die zehn Folgen, zum Auftakt im März waren es sogar fast eine Million. Schon im Herbst darauf begannen die Dreharbeiten, doch verschiedene Gründe haben eine Ausstrahlung im Jahr 2017 unmöglich gemacht. Heute Abend nun startet die ORF-Produktion in die dritte Runde. Wir haben die ersten beiden Folgen gesehen und sagen, was uns aufgefallen ist: 

Waltraud Steinberg lebt. 

Waltraud Steinberg lebt. Aufgebahrt bei der Trauerfeier sieht sie sich nur im ihren (Alb)träumen.
Waltraud Steinberg lebt. Aufgebahrt bei der Trauerfeier sieht sie sich nur im ihren (Alb)träumen. ORF/Hubert Mican

Rücksichtsvollerweise beschert uns Drehbuchautor Ulli Brée keinen tränenreichen Abschied zum Auftakt. Tote gab es in der vergangenen Staffel ohnehin genug. Kurz gesagt: Waltraud Steinberg, gespielt von Maria Köstlinger, lebt. Sie hat den Schuss kurz nach ihrer geplatzten Hochzeit mit Joachim Schnitzler (Philipp Hochmair) überlebt und wird im Krankenhaus nicht nur von den anderen Vorstadtweibern, sondern auch vom jungen, gutaussehenden Pfleger Milu (Murathan Muslu) umsorgt. Caroline Melzer (Martina Ebm), Nicoletta Huber (Nina Proll) und Maria Schneider (Gerti Drassl) sind denn auch weniger wegen ihrer rekonvaleszenten Freundin Waltraud und mehr wegen dieses Mannes so häufig im Spital anzutreffen. Waltraud jedenfalls sieht den Weg zum ultimativen Glück immer ausschließlich noch im richtigen Mann. "Wir brauchen neue Männer - frische, unverbrauchte, ehrliche, reiche, potente, fesche Männer", sagt sie den Freundinnen. Daran glaubt nur Nicoletta nicht mehr: "Das, was Du meinst, das gibt es nicht. Und vier davon sowieso nicht."

Grissemann, Golpashin, Stipsits: Es gibt viele neue Gesichter.

Christoph Grissemann spielt den schmierigen Autverkäufer Werner Vogel.
Christoph Grissemann spielt den schmierigen Autverkäufer Werner Vogel.ORF/Hubert Mican

Kleine Nebenrollen von früher bekommen deutlich mehr Gewicht, wie etwa Hilde Dalik als Vorstadtweib Vanessa. Und es kommen ein paar neue Figuren ins Spiel - etwa der Gebrauchtwagenhändler Werner Vogel, schmierig und aalglatt dargestellt von Christoph Grissemann. In bunten Hosen und mit Mokassins spielt er den gfeansten Verkäufertypen, der vorgibt, sich in Vanessa verliebt zu haben. Die arbeitet nämlich jetzt bei ihm, hat für sein Liebesgesäusel aber wenig übrig: "Werner, Du bist ein Autoverkäufer und nicht der Paolo Coelho." Seit der Scheidung von ihrem Mann Günter (Matthias Franz Stein) hat sie Geldsorgen. Trotzdem behält sie ihre Putzfrau Zorica, gespielt von Doris Golpashin - ebenfalls ein Neuzugang in dieser Staffel. Im Lauf der nächsten Folgen begegnen wir auch noch Thomas Stipsits, der sich als Scheidungsanwalt mit Georg Schneider (Juergen Maurer) auf ein Packl haut.

Die größte Entwicklung hat Mama Pudschedl durchgemacht.

Mama Pudschedl holt sich, was sie braucht.
Mama Pudschedl holt sich, was sie braucht. ORF/Petro Domenigg

Leicht hat sie es noch nie gehabt. Der Ehemann ein Kotzbrocken, der Sohn ein Versager. Aber es geht dann immer noch ein bisschen schlimmer: Junior Jörg sitzt wegen Mordverdachts im Gefängnis. Dabei ist sich die Mama, grandios gespielt von Susi Stach, sehr sicher, dass ihr Sohn unschuldig ist und irgendjemand anderer auf Waltraud Steinberg geschossen hat. Jetzt bringt sie ihrem Spross Schweinsbraten mit Knödel ins Gefängnis - und holt sich sonst, was sie braucht: Ein neues Auto zum günstigen Preis im Tausch gegen ihr altes beim Autohändler Werner. Und ein paar (erzwungene) Streicheleinheiten von Georg Schneider im Gegenzug für den Datenkugelschreiber, auf dem sich nach wie vor wichtiges Beweismaterial über einen Mord befindet. 

Georg Schneider hat einen "Masterplan".

Georg Schneider, gespielt von Juergen Maurer.
Georg Schneider, gespielt von Juergen Maurer. ORF/Petro Domenigg

Es bleibt dabei: Marias Ehemann Georg Schneider büßt alle begangenen und noch ausstehenden Sünden ab: Er steckt in der Zwickmühle zwischen den Gemeinheiten seiner Mutter (vergnügt: Gertrud Roll) und der sich immer mehr emanzipierenden Maria. Um für das entferntere Umfeld der Familie noch irgendeinen Schein zu wahren, heckt er einen "Masterplan" aus, wie man erklären könnte, dass er und seine Frau ein Mischlingskind haben: "Wir behaupten einfach, das Kind ist adoptiert! Das macht einen guten Eindruck." Nur nicht bei Maria, derer er sich sehr sicher ist ("Du bist ohne mich überhaupt nicht lebensfähig") - zu sicher? In einer etwas eigenwilligen Musical-Einlagen-Szene sagt sie ihm in Folge zwei, dass sie finally die Scheidung will.

Das ging in der Maske schief: Hadis Frisur.

Im Leid kommen sie sich noch näher: Joachim Schnitzler und Hadi Melzer sind enttäuscht. Ihre politische Karriere ist bis auf Weiteres zu Ende. Und die beiden reagieren auf diese Niederlage ganz gleich: Sie ertränken sie in Alkohol, schlurfen in Pyjamahose und Plastikschlapfen durch die Öffentlichkeit und lassen ihren Gesichtshaaren freien Lauf. Das hat nur einen höchst unterschiedlichen Effekt: Während bei Philipp Hochmair Bart und lange Haare relativ authentisch wirken, hinterlässt Bernhard Schirs Aussehen Rätsel. Die weißen, strubbeligen Haare sind eindeutig eine Perücke, eine schlechte muss man sagen. Die Herren jedenfalls treffen einander zufällig im Bademantel und finden schließlich an ihrem alten Stammplatz in einer Garage wieder zu einander. Aus den drei großen P ("Penthouse, Porsche, Puff") sind drei große S geworden: "Schnitzler, Sodbrennen, Suff". Schnitzler glaubt trotzdem fest, dass er mit Hadi wieder "was auf die Beine stellen" könnte. Der ist nicht so optimistisch: "Wir sind so was von beschädigt" - aber Schnitzler lässt das nicht gelten: "Wir sind in Österreich. Schon vergessen? Da gilt so was als Auszeichnung!" Die Zottellanghaar-Frisuren sind übrigens schon in Folge 2 der neuen Staffel Geschichte. 

So viel zu den ersten Beobachtungen beim Staffelauftakt. Und was ist Ihnen nach Folge eins und zwei der neuen Staffel heute Abend noch aufgefallen?

"Die Presse" nimmt ab kommender Woche jede Episode - nach angloamerikanischem Vorbild der Recaps - ausführlich unter die Lupe, analysiert Charaktere, Dialoge und Handlungsstränge. Die Episodenrückschau wird aktuell zur jeweiligen Sendung online gehen.

>> Alle Artikel zur Serie und den Episoden in Staffel zwei hier.

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