Die beiden Koreas nehmen Militär-Hotline wieder auf

Mit einem Händedruck machten die Delegationsleiter beider Staaten schon zu Beginn ihre Bereitschaft zur Annäherung demonstrativ deutlich
Mit einem Händedruck machten die Delegationsleiter beider Staaten schon zu Beginn ihre Bereitschaft zur Annäherung demonstrativ deutlichAFP
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Bilaterale Verhandlungen: Nordkorea will eine hochrangige Delegation zu den Olympischen Winterspielen im südkoreanischen Pyeongchang im Februar schicken.

Die beiden koreanischen Staaten haben sich bei ihren ersten Gesprächen seit mehr als zwei Jahren offenbar angenähert: Pjöngjang und Seoul sind bereit, die eingestellte Militär-Hotline wieder aufzunehmen. Ab Mittwoch sollen die Leitungen freigeschaltet werden. Erst in der vergangenen Woche hatten beide Länder bereits mehrere Telefon- und Faxleitungen im Grenzort Panmunjom wieder in Betrieb genommen.

Nordkorea hat im Zuge der Annäherung angekündigt, zu den Olympischen Winterspielen im Februar in Südkorea eine hochrangige Delegation mit staatlichen Vertretern und Sportlern zu schicken, sagte der stellvertretende Wiedervereinigungsminister Südkoreas, Chun Hae-sung, am Dienstag.

Der Wettkampf findet in Pyeongchang statt. Nach den Worten des Diplomaten schlug seine Regierung zudem Gespräche zwischen den Armeen beider Länder vor, um die Spannungen auf der Halbinsel zu verringern. Außerdem soll es im Februar zu einer Wiedervereinigung von Familien kommen, die durch den Korea-Krieg in den 50er Jahren getrennt worden waren.

Die ersten formellen Verhandlungen zwischen den koreanischen Staaten seit Dezember 2015 werden wegen des Atomkonfliktes mit der Regierung in Pjöngjang aufmerksam verfolgt. Das Treffen fand im Grenzort Panmunjom statt, wo 1953 das Ende des dreijährigen Korea-Krieges mit einem Waffenstillstandsabkommen besiegelt wurde. Weil es keinen Friedensvertrag gibt, befinden sich die beiden Staaten offiziell noch immer im Kriegszustand.

An den Gesprächen nahm für Nordkorea u.a. der Chef des sogenannten Komitees für die friedliche Wiedervereinigung des Vaterlandes, Ri Son-gwon, teil. Südkorea wurde u.a. von Wiedervereinigungsminister Cho Myoung-gyon vertreten.

In den vergangenen Monaten hatten die Spannungen wegen der Raketen- und Atomtests des Nordens zugenommen. So überzogen sich Machthaber Kim Jong-un und US-Präsident Donald Trump mit Drohungen. Die USA sind die Schutzmacht Südkoreas und haben dort 28.500 Soldaten stationiert. Nordkorea hat immer wieder damit gedroht, Südkorea, Japan und die USA zu zerstören.

Mit einem Händedruck machten die Delegationsleiter beider Staaten schon zu Beginn ihre Bereitschaft zur Annäherung demonstrativ deutlich. Südkoreas fünfköpfige Delegation wurde von Minister Cho angeführt. Ri brachte in Panmunjom die Hoffnung zum Ausdruck, dass die Gespräche "wertvolle" Ergebnisse bringen. "Lassen Sie uns den Leuten ein wertvolles Geschenk zum neuen Jahr machen", sagte Ri. Er war mit seiner Delegation über die militärische Demarkationslinie gegangen, die Südkoreaner kamen in einem Autokonvoi.

Kommt Kims Schwester?

Cho äußerte die Hoffnung, dass die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang "Friedensspiele" mit "sehr kostbaren Gästen aus dem Norden" werden würden. Er hob hervor: "Die Leute haben ein starkes Bedürfnis, dass sich der Norden und Süden Richtung Frieden und Aussöhnung bewegen." Der nordkoreanische IOC-Vertreter Chang Ung hatte in den vergangenen Tagen eine Olympia-Teilnahme seines Landes als "wahrscheinlich" bezeichnet. Zu der Delegation aus Nordkorea für Pyeongchang sollten neben den Athleten - qualifiziert hat sich ein Eiskunstlaufpaar - auch Fans, Künstler, Beobachter und Journalisten zählen. In südkoreanischen Medienberichten hatte es zuvor geheißen, der Norden könnte womöglich sogar die jüngere Schwester von Machthaber Kim Jong-un zu den Spielen schicken.

Seoul schlug eine Wiederaufnahme der Familienzusammenführungen während der Olympischen Spiele vor, die vom 9. bis 25. Februar stattfinden. Die Trennung von Familien als Folge des Korea-Krieges ist eines der emotionalsten Themen zwischen den beiden Staaten. Etwa 60.000 zunehmend ältere Südkoreaner hoffen nach wie vor, ihre Verwandten aus dem Norden wiederzusehen. Die letzte Runde von Zusammenführungen, in denen Verwandte sich für einige Tage treffen konnten, fand im Jahr 2015 statt.

Die Annäherung beider Seiten folgt auf Monate, in denen sich der Konflikt auf der seit 1953 geteilten Halbinsel gefährlich zugespitzt hatte. Nordkoreas Machthaber Kim versetzte die internationale Gemeinschaft mit Raketentests und dem bisher gewaltigsten Atomtest in Aufregung. Er verstieß damit gegen Resolutionen der Vereinten Nationen. Zudem lieferte sich Kim einen verbalen Schlagabtausch mit US-Präsident Donald Trump, der wiederum Nordkorea mit der völligen Zerstörung drohte. All dies löste international die Sorge vor einem Atomkrieg aus. Der Schwenk kam mit der Neujahrsansprache von Nordkoreas Machthaber Kim. Darin drohte Kim zwar erneut mit Atomwaffen, erwog aber gleichzeitig eine Entsendung von Athleten zu den Olympischen Winterspielen. Seoul antwortete mit einem Gesprächsangebot. Seither wurde ein vor knapp zwei Jahre abgeschalteter Kommunikationskanal zwischen beiden Seiten wieder freigeschaltet. Dann beschlossen beide Seiten, ihren ersten offiziellen Dialog seit mehr als zwei Jahren zu führen. Auch Trump signalisierte zuletzt Gesprächsbereitschaft. In den vergangenen Tagen hatten die Vereinigten Staaten und Südkorea sich bereits darauf verständigt, jährlich stattfindende gemeinsame Militärübungen auf die Zeit nach den Winterspielen zu verschieben.

(APA/dpa/Reuters/AFP)

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