Rektoren wehren sich gegen den Teilzeit-Bachelor

(c) Erwin Wodicka
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Mit einem Positionspapier wehren sich die Unis gegen die Forderung des Wissenschaftsministeriums, die Studienpläne (ähnlich den Fachhochschulen) noch besser den Bedürfnissen Berufstätiger anzupassen.

WIEN. Mit einem Positionspapier wehren sich die Unis gegen die Forderung des Wissenschaftsministeriums, das Angebot berufsbegleitender Studien weiter auszubauen. Vor allem im Bachelorstudium werde eine „Implementierung berufsbegleitender Studienprogramme nicht angestrebt“, heißt es in dem Konzept der Universitätenkonferenz (Uniko), das der „Presse“ vorliegt.

Der Hintergrund: Das Ministerium drängt die Unis seit Längerem, ihre Studienpläne (ähnlich den Fachhochschulen) noch besser den Bedürfnissen Berufstätiger anzupassen. Seit der UG-Novelle können Hochschulen sogar im Rahmen der Leistungsvereinbarungen zum Ausbau von Teilzeitstudien verpflichtet werden.

In der Uniko bezweifelt man die Sinnhaftigkeit des Modells: „Alles nur noch portionsweise zu konsumieren ist zwar en vogue, birgt aber Probleme“, sagt Elisabeth Westphal, Uniko-Referentin für Lehre und Bologna-Prozess.

Vor allem am Beginn der Ausbildung – also im Bachelorstudium – sei die verstärkte Anwesenheit der Studenten an der Uni nötig. „Die jungen Menschen sollen sich mit dem System Uni bekannt machen und sich voll ihrem Studium widmen.“ Die Vollzeiterwerbstätigen, denen das Teilzeitstudium vor allem zugutekäme, gebe es in der jungen Altersgruppe zudem kaum, heißt es bei der Uniko mit Verweis auf die Daten der aktuellen Studierenden-Sozialerhebung aus dem Jahr 2006.

Fokus auf Masterprogramme

Die Studie besagt (wenig überraschend), dass sich der Anteil der erwerbstätigen Studierenden proportional zum Alter verhält. So gehen von den Jüngsten (bis 20 Jahren) 60 Prozent gar keiner Beschäftigung nach; bei den 26- bis 30-Jährigen sind hingegen bis zu 76 Prozent sogar während des gesamten Semesters erwerbstätig.

Fazit der Uniko: Die bestehenden Bemühungen der Unis, im Bachelor-Studium auf „besondere Formen der Flexibilisierung“ zu achten – etwa durch eLearning-Angebote und („geblockte“) Lehrveranstaltungen an den Wochenenden und an Tagesrandzeiten – seien ausreichend.

Im Gegenzug erachte man es als „sinnvoll, verstärkt Konzepte für die Entwicklung von berufsbegleitenden Masterprogrammen auszuarbeiten“. Erfahrungswerte gebe es aus dem Bereich der Uni-Lehrgänge, wo berufsbegleitende postgraduale Studienprogramme schon jetzt erfolgreich angeboten würden. Einziges Bedenken: Die Unis fürchten, durch Teilzeitstudiengänge ihre eigenen Weiterbildungsangebote zu konkurrenzieren, die vielerorts „immer mehr als mögliche Finanzierungsquelle betrachtet“ würden.

Möglich sei der Ausbau der Teilzeitangebote zudem nur, wenn es zusätzliche budgetäre Mittel gebe. Die benötigte Infrastruktur – mehr Personal, die Entwicklung neuer didaktischer Modelle und längere Bibliotheksöffnungszeiten – würde hohe Kosten verursachen.

Auch einen Seitenhieb auf die FH kann man sich bei der Uniko nicht verkneifen – und verweist erneut auf die Studierenden-Sozialerhebung: Diese sei zu dem Schluss gekommen, dass es den FH-Studenten sogar schwerer falle, Studium und Job zu vereinbaren, als Uni-Absolventen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.01.2010)

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