USA: Die Demokraten und der Oprah-Hype

Talkshow-Queen Oprah Winfrey.
Talkshow-Queen Oprah Winfrey. (c) REUTERS
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Oprah Winfreys inspirierende Rede bei den Golden Globes beflügelte die Fantasie der Trump-Gegner. Ihr Slogan für die Wahl 2020: „Oprah for President.“

Wien/Washington. Seit Oprah Winfreys frenetisch bejubelter Rede bei den Golden Globes treibt die US-Medien und mehr noch die Blogosphäre die mögliche, wenngleich zum jetzigen Stand eher unwahrscheinliche Kandidatur der Talkshow-Queen bei den Präsidentenwahlen 2020 um. Meryl Streep war enthusiasmiert: „Sie hat eine Rakete gezündet. Sie hat jetzt keine andere Wahl mehr.“ Selbst Ivanka Trump, die Tochter des Präsidenten, die selbst davon träumt, erste US-Präsidentin zu werden, gratulierte via Twitter zur „inspirierenden“ Rede. Unter dem Motto „Oprah for President 2020“ war in Windeseile ein neuer Hype geboren.

In einer Talkshow im Vorjahr hatte die bald 64-jährige Milliardärin und Duz-Freundin der Obamas und Clintons, die aus bitterarmen Verhältnissen aus Mississippi stammt und wie wenige andere den „American Dream“ personifiziert, derlei Spekulationen genährt. Ihr Umfeld bestärkt sie nun darin. Bereits im vorigen Herbst titelte der konservative Kolumnist John Podhoretz in der „New York Post“: „Die größte Hoffnung der Demokraten 2020: Oprah.“ Vor zwei Jahrzehnten hatte ein gewisser Donald Trump sie bereits als seine potenzielle Vizepräsidentschaftskandidatin ins Spiel gebracht.

Mit ihrer Talkshow und ihrem Buchklub hat Winfrey eine millionenfache Fangemeinde angezogen; sie hat in Filmen mitgespielt (in einer Oscar-nominierten Nebenrolle im Steven-Spielberg-Epos „Die Farbe Lila“) und sich als Produzentin („Selma“) engagiert; sie schuf einen eigenen TV-Sender (OWN) und hält einen Zehn-Prozent-Anteil an den Weight Watchers. Politisch hat sie Nelson Mandela und Barack Obama unterstützt, für den sie auch in den Wahlkampf 2007/2008 zog.

David Axelrod, Obamas Wahlkampf-Mastermind, ist skeptisch, ob Winfrey bereit sei, die Strapazen einer Wahlkampagne und einer allfälligen Präsidentschaft auf sich zu nehmen. Womöglich könnten die Amerikaner 2020 einen Kandidaten mit politischer Erfahrung vorziehen – einen Mann wie den leutseligen Ex-Vizepräsidenten Joe Biden, der es bitter bereut, wegen der Krebserkrankung seines Sohns im Vorwahlkampf nicht gegen Hillary Clinton angetreten zu sein.

Bei den Demokraten spekuliert neben Biden (75) ein Dutzend von Anwärtern mit einer Kandidatur. Als Fixstarter gilt Bernie Sanders, der linksliberale Veteran. Die Senatorinnen Elizabeth Warren – von Trump als „Pocahontas“ verhöhnt – und Kirsten Gillibrand überlegen ebenso wie der New Yorker Gouverneur Andrew Cuomo. Neue Gesichter verheißen indes die Neo-Senatoren Kamala Harris und Cory Booker. Sie sammeln Spenden und absolvieren Gastauftritte im Wahlkampf für die Kongresswahl. Dies gilt als Indiz für eine Bewerbung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.01.2018)

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