Die Erfolgschancen des Dialoges sind gering.
So könnte dieses koreanische Wintermärchen beginnen: Das Eiskunstlaufpaar aus dem stalinistischen Norden tanzt bei Olympischen Spielen im Süden den Frieden herbei, auf der geteilten Halbinsel wird fortan gesprochen, nicht mehr gedroht. Und tatsächlich wirkt dieser erste, vorsichtige Dialog zwischen Nord- und Südkorea wie ein Neujahrswunder angesichts des von Raketen- und Atomtests geprägten Jahres 2017.
Doch wird dieser Winterzauber Olympia überleben? Schon die nächsten Begegnungen, bei denen das Atomthema zur Sprache kommt, könnten die brüderliche Stimmung trüben. Pjöngjang wird auf die bewährte Taktik der Gesprächserpressung setzen, Geld und ein Ende der US-südkoreanischen Militärübungen verlangen. Zugleich ist inzwischen auch Seoul klar: Positivstes Verhandlungsergebnis wären Zeit und etwas Ruhe. Auf Atomwaffen, Kims „Lebensversicherung“, wird der Diktator nie verzichten.
Atomare Abrüstung ist aber Washingtons Conditio sine qua non für Verhandlungen mit Nordkorea. Ganz genau beobachten deshalb die USA die Gespräche mit Seoul. Typisch Nordkorea wäre, wenn Pjöngjang mit seinem „Friedenssignal“ einen Keil zwischen die USA und Südkorea treiben wollte.
Von Südkoreas Präsident, Moon Jae-in, sind also diplomatische Kunststücke gefragt: Er muss den Dialog mit Nordkorea aufrechterhalten, ohne die Allianz mit Washington zu gefährden. Realistisch ist deshalb, dass der Höhepunkt des Friedensjahres 2018 unmittelbar bevorsteht: Olympia ohne nordkoreanisches Störfeuer.
susanna.bastaroli@diepresse.com
("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.01.2018)