Pizzicato

Schickeria im Schikaneder

Die JVP durfte das Schikaneder-Kino mieten. Das geht natürlich gar nicht.

In der linken Parallelgesellschaft sorgte in den vergangenen Tagen die Meldung für größere Aufregung, dass die JVP – die JVP! – das Schikaneder-Kino – DAS Schikaneder-Kino! – in Wien-Wieden mieten durfte. Das geht natürlich gar nicht.

Warum nicht, werden Sie jetzt fragen. Eine gute Frage. Wenn man den Protest richtig gedeutet hat, geht es gewissermaßen darum, dass diese konservativen Schnösel aus Hietzing und Döbling in einem Tempel der linksalternativen, kritischen Avantgarde nichts verloren haben. Die wollen dort nur Party machen und keine moldawischen Problemfilme ansehen.

Auf diese unnötige Provokation der JVP will die Linke nun entsprechend reagieren: Einige wollen den Philharmonikerball besuchen. „Man muss die Bourgeoisie mit ihren eigenen Waffen schlagen“, sagt ein Aktivist. Aber besteht dann nicht eventuell die Gefahr, dass man dort selbst verbürgerlicht? Muss nicht sein. Philharmonikerball-Stammgast Andreas Schieder etwa gilt in der öffentlichen Wahrnehmung nach wie vor als Linker.

Und etliche Linke haben ja auch schon Erfahrungen im bürgerlichen Ambiente gesammelt: bei der Van-der-Bellen-Siegesfeier in den Sofiensälen. Dort, wo seinerzeit die Eltern und die Ur-Ur-Großeltern der heutigen JVP-ler getanzt haben. (oli)

Reaktionen an: oliver.pink@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.01.2018)

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