"Avatar": Gutes Geschäft für Chinas Schwarzhändler

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Avatar(c) EPA (YM YIK)
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Drei Wochen nach dem Kinostart Anfang Jänner bleibt der Film des Hollywood-Regisseurs James Cameron in Peking eine Zuschauersensation. Auch die Schwarzhändler sind begeistert von dem Hollywood-Streifen.

PEKING. Für die Nachbarn des Filmmuseums am Stadtrand von Peking ist der Hollywood-Renner „Avatar“ eine hübsche Geldquelle geworden: Schon morgens gegen sechs Uhr eilen einige an die Kinokasse, um die Tickets für den hochmodernen 3-D-Saal aufzukaufen. Im Laufe des Tages schlagen sie die Karten für ein Vielfaches los. Für Fünf-Euro-Plätze verlangen die „gelben Ochsen“, wie Schwarzhändler in China genannt werden, 25 Euro.

Drei Wochen nach dem Kinostart Anfang Jänner bleibt der Film des Hollywood-Regisseurs James Cameron in Peking eine Zuschauersensation: Über 50 Millionen Euro hat er bereits eingespielt. Bis in den Februar hinein sind die Tickets für die größeren Imax-Säle ausgebucht.

Allerdings läuft „Avatar“ nicht so lange in den gewöhnlichen 2-D-Filmtheatern, da die Hollywood-Produktion einheimischen Werken Platz machen muss. In den Tagen vor und während des Frühlingsfestes am 14. Februar drängen chinesische Verleihfirmen auf den Markt.

Viele Chinesen debattieren über die Gründe für den erstaunlichen Erfolg von „Avatar“: Der Film habe ihm „einen Schock versetzt“, schwärmt der 27-jährige Xu Minjun, der für einen großen staatlichen Filmproduzenten Spezialeffekte entwirft. Mit seinen Freunden aus der Filmbranche ist er sich einig: „Die Verbindung von Kunstwelt und Menschen setzt technisch neue Maßstäbe.“

„...auch an Tibet gedacht“

„Avatar“ mit seiner simplen Geschichte von bösen und zerstörerischen Menschen, die in den Planeten Pandora eindringen, um sich seiner wertvollen Rohstoffe zu bemächtigen, sei auch „ein Film über die Liebe und den Schutz der Natur“, sagt die Dokumentarfilmerin Fu Qiong. In den Internetforen diskutieren Zuschauer zugleich über die Botschaft, die der Film ihnen vermittelt habe: „Als ich ihn sah, dachte ich an den gewaltsamen Abriss von Häusern in China“, schreibt eine junge Pekingerin. „Eine Sekunde lang habe ich auch an Tibet gedacht, als friedlicher Ort, der plötzlich angegriffen wurde. Deshalb war ich froh, dass es ein Happy End gab.“

Die große Resonanz hat die Verantwortlichen der staatlichen Film- und Fernsehbehörden, die für Lizenzen und Zensur verantwortlich sind, auf den Plan gerufen: Funktionäre und Produzenten fragen sich, welche Lehren Chinas Filmindustrie aus dem Erfolg von „Avatar“ ziehen müsse.

Dabei herrscht Selbstkritik über die fehlende Kreativität der heimischen Unterhaltungsindustrie vor, berichten Insider. Noch schirmt sich die chinesische Filmindustrie von zu viel ausländischer Konkurrenz ab. Sie lässt jedes Jahr nur 20 Hollywood-Filme in die Kinos, selten laufen sie länger als 14 Tage.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.01.2010)

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