Er poltert, wettert gegen Migranten und Journalisten, trinkt gern und kann kaum mehr gehen. Trotzdem oder deshalb hat Amtsinhaber Miloš Zeman bei der tschechischen Präsidentenwahl am Freitag und Samstag die besten Chancen.
Prag. Wenn Miloš Zeman regelmäßig von Prag aufbricht, um über Land zu fahren, kann er sich leuchtender Augen seiner Fans erfreuen. Bewusst in kleineren Ortschaften trommelt Zemans Entourage seine Anhänger in mit EU-Geldern etwas aufgepeppten früheren sozialistischen „Kulturhäusern“ zusammen. Fragende und deren Fragen sind handverlesen, so wie diese oft wiederkehrende: „Werden Sie unser schönes, sicheres Land weiter vor den Horden terroristischer Wirtschaftsflüchtlinge bewahren?“
Dann räkelt sich der 73-jährige, 1,87 Meter große und massige Präsident in seinem Sessel, schaut erst gen Himmel, senkt den Kopf in Richtung der erwartungsfrohen Menge, lächelt huldvoll und setzt mit tiefer Stimme zur Antwort an: „Sehen Sie, das ist so . . .“ Und dann parliert er eine halbe Stunde mit herausragenden rhetorischen Fähigkeiten, mit Witz und Schlagfertigkeit, über sich und die Welt.