Wenn die Werbung im TV plötzlich brüllt

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Seit 2012 gibt es eine Empfehlung der Europäischen Rundfunkunion, die die Lautstärke-Angleichung von Filmen und Werbung beschreibt. Es ist aber ein Irrglaube, dass Werbung absichtlich lauter ausgespielt wird.

Ein Szenario, das wohl schon jeder erlebt hat: Der Actionfilm flimmert in wohltemperierter Lautstärke über den TV-Bildschirm. Die Stimmung passt, bis plötzlich die Werbung beginnt und alles nur noch sehr laut ist. Ein Problem, das nicht nur bei TV-Sendern besteht, sondern auch beim Streaming-Dienst Amazon, der vor Filmen und Serien Werbung einblendet.

Für den Zuschauer eine nervige Angelegenheit, die vor allem das Fernsehschlafen gehörig stören kann. Und seit fünf Jahren sollte das Problem eigentlich nicht mehr bestehen. Schon seit fünf Jahren.

Im Rahmen der Internationalen Funkausstellung in Berlin wurde 2012 von der Europäischen Rundfunkunion EBU eine Regelung verabschiedet, die eben diese Lautstärke-Unterschiede beenden soll. Das Problem ist, dass es sich um Empfehlung und nicht um eine Richtlinie handelt.

Jürgen Ripperger vom Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) erklärt gegenüber Focus.de, dass die Umsetzung der EBU R128 "technisch komplex" ist und es noch einige Zeit brauchen werde, bis die Empfehlung tatsächlich für alle Verbraucher "zufriedenstellend gelöst" sei.

Stereo versus Dolby Digital

Grundsätzlich ist anzumerken, dass nicht die Werbung lauter ausgespielt wird, sondern die Filme leiser. Diese werden meist für digitalen 5.1 Standard Dolby Digital abgemischt wird. Das bedeutet, dass Konversationen über die Center-Speaker ausgespielt wird und Reifenquietschen, Explosionen - um im Actionfilm-Genre zu bleiben - werden über die restlichen vier Lautsprecher ausgegeben, um in Kombination mit Verstärker und Sound-Prozessor ein dynamisches aufeinander abgestimmtes Klangbild zu erstellen. Nun haben nicht alle ein Dolby-Soundsystem zuhause, weswegen der vorhandene Dolbysound emuliert wird und auf den linken und rechten Lautsprecher "aufgeteilt" und ausgespielt wird.

TV-Werbung ist auf Stereo-Sound ausgerichtet und dementsprechend abgemischt; ohne Ortungsdynamik wie bei Dolby Digital. Aufgrund dieser fehlenden Abmischung erscheint die Ausstrahlung der Werbung so laut und man fühlt sich plötzlich von seinem Fernseher grundlos angebrüllt. Natürlich hat für die werbenden Unternehmen diese unterschiedliche Ausrichtung einen positiven Nebeneffekt: mehr Aufmerksamkeit.

Bis es tatsächlich so weit ist, müssen die Nutzer manuell mit der Fernbedienung nachjustieren.

>>> Focus.de

(bagre)

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