Hypo: Wirtschaftsprüfer ist sich keiner Schuld bewusst

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HYPO ALPE-ADRIA-BANK(c) APA/BARBARA GINDL (Barbara Gindl)
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Wirtschaftsprüfer Deloitte betont, die Bilanzen seien in den Jahren 2006 bis 2008 ordnungsgemäß geprüft worden. Zuvor hatte Bayern angekündigt, rechtliche Schritte gegen Wirtschaftsprüfer und Berater zu erwägen.

Bayern sucht gerade die Schuldigen am Hypo-Skandal. Neu im Visier: Die Bankprüfer. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte sieht indes keinen Grund für Schadenersatz im Zusammenhang mit der Prüfung der ehemaligen BayernLB-Tochter Hypo Alpe Adria. "Im Moment sehen wir keine Schuld", sagte ein Sprecher von Deloitte in Österreich am Montag zur deutschen Nachrichtenagentur dpa. Die Bilanzen seien ordnungsgemäß geprüft worden.

Deloitte hatte die Jahresabschlüsse der Hypo Alpe Adria in den entscheidenden Jahren 2006, 2007 und 2008 geprüft.

Seehofer: "Es gibt keine Tabus"

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hatte in der Diskussion um die Verantwortung für das Debakel mit der Hypo Alpe Adria angekündigt, möglicherweise auch gegen Wirtschaftsprüfer und Berater juristisch vorgehen. "Es gibt keine Tabus", sagte er dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel".

Kontakt zu Bayern wegen der Hypo Group Alpe Adria gebe es aber nicht, sagte der Deloitte-Sprecher weiter. Ein Sprecher des bayerischen Finanzministeriums erklärte heute der dpa, es werde immer noch geprüft, gegen wen sich mögliche Schadenersatzforderungen richteten.

BayernLB prüft Schadenersatzforderungen

Die BayernLB hatte die Kärntner Hypo 2007 gekauft und sich damit Milliardenverluste eingebrockt. Nach Belastungen von 3,7 Milliarden Euro für die Steuerzahler trat Bayern die Bank im Dezember an die Republik Österreich ab. Für die Kaufprüfung war die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young zuständig, die in einem Bericht darauf hingewiesen hatte, dass während der Prüfung der Unterlagen Ordner im Datenraum ausgetauscht worden seien.

Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" hat die BayernLB ihre Schadenersatzprüfungen wegen des Milliardendesasters bei der Hypo Alpe Adria ausgeweitet. Dafür habe sich vorige Woche auch der BayernLB-Aufsichtsrat ausgesprochen.

"Gegen alle", wo Geld zu holen ist

Das richte sich "gegen alle", bei denen womöglich Geld zu holen sei, werden in dem Blatt Kreise der bayerischen Staatsregierung zitiert. Genannt wird laut "SZ" in Bayerns Regierungskreisen vor allem die vom Vermögensverwalter Tilo Berlin betreute Investorengruppe, die im Jahr 2007 an der Übernahme der Hypo Alpe Adria durch die BayernLB zwischen 130 und 170 Millionen Euro verdient haben soll.

Wissen wollen die Bayern, bei wem die Gewinne am Ende gelandet seien und ob dieses Geschäft auf "Insiderwissen" über den damals bevorstehenden Einstieg der BayernLB beruhte. "Wenn wir Insidergeschäfte nachweisen können, dann können wir die Gewinne abschöpfen", glauben die bayerischen Regierungskreise. Bisher ist nur ein Teil der Investoren öffentlich bekannt. Die Staatsanwaltschaft in München ermittelt gegen Tilo Berlin, der die Verdächtigungen zurückweist und wiederholt beteuert hat, es sei alles korrekt abgelaufen. Geprüft wird auch, ob vom Land Kärnten Schadenersatz verlangt werden kann.

"Chirurgische Schnitte" notwendig

Am heutigen Montag um 16:30 Uhr tritt (in Wien) der vorige Woche bestellte neue Aufsichtsrat der Hypo Alpe Adria zusammen. In der konstituierenden Sitzung werden die Funktionen festgelegt. Den Vorsitz hat Johannes Ditz über, sein Vize ist Rudolf Scholten. Für den Eigentümer Republik im Kontrollgremium sitzen noch Alois Steinbichler und Helmut Draxler. Eine Neuausschreibung zu ersetzender Vorstandsmandate dürfte erst in späteren Sitzungen Thema werden, hieß es heute.

Der neue Bankpräsident Ditz hatte vorige Woche bereits weiteren Kapitalbedarf für die Hypo nicht ausgeschlossen. In den "Oberösterreichischen Nachrichten" hat Neo-Aufsichtsrat Draxler erklärt, jetzt gehe es erst einmal darum, das Institut zu stabilisieren. Dann werde es aber "chirurgische Schnitte" geben müssen. Draxler war, wie er festhielt, schon einmal Aufsichtsratspräsident einer Bank, bei der Österreichischen Verkehrskreditbank. Was die (juristische) Aufarbeitung der Hypo-Probleme betrifft, so konnte Draxler versprechen, "dass wir sicher nichts unter den Teppich kehren werden."

(APA)

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