Arno Geiger: Der tote Onkel in seinem Exil

Der Soldat Veit Kolbe versucht, den Weltkrieg heil zu überstehen. Vielschichtig, gewagt, aber nicht ganz überzeugend: Arno Geigers Roman „Unter der Drachenwand“ ist Kriegschronik, Lovestory und Quasi-Memoire in einem.

Fast scheint es so, als seien Arno Geigers letzte Bücher eine Art Vorbereitung für seinen neuen großen Roman gewesen: „Unter der Drachenwand“, die neunte Prosaveröffentlichung, greift viele der Themen, die den Autor seit Jahren umtreiben, auf und bindet sie in eins. Der 480-seitige Roman kann als Kriegschronik gelesen werden, er zeichnet das Porträt eines jungen Soldaten und dessen innere „Emanzipation“ von der NS-Ideologie, enthält eine Liebesgeschichte im Krieg und ist auch so etwas wie ein Quasimemoire – thematische Verbindungen zu „Es geht uns gut“ (2004), „Alles über Sally“ (2010), „Der alte König in seinem Exil“ (2011)und „Selbstporträt mit Flusspferd“ (2015) liegen auf der Hand.

„Unter der Drachenwand“ spielt 1944, als Österreich „Ostmark“ war; Hauptfigur ist ein 24-jähriger Soldat, der von der Schulbank weg an die Front beordert wurde und nach fünf Jahren Krieg als Verwundeter auf Genesungsurlaub zurückdarf, wo er sich in seine – verheiratete – Quartiersnachbarin verliebt, die gerade Mutter geworden ist. Das alles ist „based on a true story“: Veit Kolbe, so der Name des Romanhelden, ist am 3. Juni2004 gestorben, wie es in den „Nachbemerkungen“ am Ende des Buches heißt, seine Witwe, Margot, ist aktuell 95.

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