Mit weiblichen Waffen

„Konfiguration mit Roter Hand“ von Valie Export ist bis 24. Februar im Rahmen der Ausstellung „Body Configurations“ in der Galerie Thaddaeus Ropac in Paris zu sehen.
„Konfiguration mit Roter Hand“ von Valie Export ist bis 24. Februar im Rahmen der Ausstellung „Body Configurations“ in der Galerie Thaddaeus Ropac in Paris zu sehen.(C) Valie Export/Adagp Paris, 2017
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Valie Export machte ihren Körper zum Werkzeug und rüttelte mit ihrer Kunst die Gesellschaft auf. Die Galerie Ropac zeigt jetzt in Paris eine Ausstellung.

In den Sechziger- und Siebzigerjahren hat Valie Export mit ihren Installationen und Performances provoziert und gesellschaftliche Debatten angestoßen. Sie posierte breitbeinig für die Kamera, führte Männer am Hundehalsband Gassi und im Tapp- und Tastkino durften Passanten ihren Busen begrapschen. Ihre Karriere begann in einer Zeit, in der Künstlerinnen in Europa und Amerika das Frausein zum Thema machten und den Körper zum Material. Denn während die männliche Kunst noch in der Malerei des abstrakten Expressionismus verhaftet war, wählten die Frauen die Performance, die sie fotografierten oder filmten. Heute ist Valie Export eine der bekanntesten feministischen Künstlerinnen.

Body Configurations. Jetzt präsentiert die Galerie Thaddaeus Ropac in Paris, die von Caroline Bourgeois, Kuratorin der Sammlung Pinault, kuratierte Ausstellung „Valie Export Body Configurations“. Die Galerie hat im Oktober 2017 die Vertretung der Künstlerin übernommen. Die Ausstellung zeigt Valie Exports frühe und grundlegende Werke von 1968 bis 1976. 1972 entwickelte sie das Konzept für die erste internationale Frauenausstellung. „Feminismus: Kunst und Kreativität“, die eine wichtige Referenz für mehrere Generationen von Feministinnen wurde.

„Valie Export war auf der Suche, etwas über ihren Körper, ihren Platz in der Gesellschaft und die Künstlerfrage herauszufinden“, sagt die Kuratorin. Mit ihren fotografischen Arbeiten, die aufgrund ihrer zeitlosen Aktualität aufrütteln, transzendiere sie politische Fragestellungen. „Ihre Arbeit scheint aktueller denn je. Leider – oder zum Glück – müssen wir immer noch wachsam sein, was den Platz der Frauen in unserer Gesellschaft betrifft. Dieser ist weit davon entfernt, eine ausgemachte Sache zu sein“, so Bourgeois.

Auch Valie Export sieht die gleichberechtigte Gesellschaft noch weit entfernt: „Wir haben in den Sechzigerjahren von Gleichbehandlung gesprochen. Dabei haben die feministischen Künstlerinnen Pionierarbeit geleistet. Trotzdem haben wir bis heute nicht einmal gleiche Löhne.“ Das betrifft auch den Kunstmarkt. „Der Markt ist männlich dominiert. Dennoch hat sich schon einiges geändert, aber diese Prozesse brauchen Zeit“, so Valie Export. Gerade die feministische Avantgarde führte lange ein Schattendasein am Kunstmarkt. Verglichen mit ihren Kolleginnen hatte Valie Export aber schon früh internationalen Erfolg. Sie selbst führt das darauf zurück, dass sie das Glück hatte, schon früh von Galerien mitgenommen worden zu sein und dass sie auch im Ausland präsent war. Ropac hingegen sieht ihr Werk nach wie vor als unterbewertet. „Valie Export hat in der Kunstszene eine wesentlich bedeutendere Stellung als am Kunstmarkt. Daraus ergibt sich ein großes Potenzial, und es gilt dies zu nutzen“, so der Galerist. Derzeit ist eine grundsätzliche Neubewertung von feministischer Kunst zu beobachten, die auch jenen Künstlerinnen die Anerkennung zuteilwerden lässt, die sie verdienen. „Im Moment wird etwas genauer und sorgfältiger auf Positionen zurückgeblickt, die in der Vergangenheit manchmal übersehen worden sind. Hier handelt es sich aber nicht ausschließlich um ein Interesse an feministischer Kunst, sondern insgesamt an konzeptueller Kunst der Siebziger- und Achtzigerjahre, die gerade neu beachtet werden“, sagt Ropac und fügt an: „Ich hoffe und denke, dass Künstlerinnen vom Markt entsprechend mehr beachtet werden, und wenn es dafür eine gute Zeit gibt, dann ist sie jetzt.“

Die Preise für die Arbeiten in der Ausstellung reichen von 10.000 bis 135.000 Euro. Aus der Serie der Körperkonfigurationen kosten Schwarz-Weiß-Fotografien in einer Auflage von drei Stück je 30.000 Euro, und die mit Buntstift übermalten Fotografien 40.000 Euro je Stück. Aber es gibt auch Werke, die nur als Gruppe verkäuflich sind, wie beispielsweise die Arbeit „Identitätstransfer 1–3“, die einen Gesamtpreis von 135.000 Euro hat.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.01.2018)

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