Post schließt alle Ämter außer in Städten

(c) AP (Hans Punz)
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Die Post startet mit Wirtschaftskammer und Gemeindebund eine Initiative: Jeder Gemeinde eine eigene Poststelle – selbst betreiben wird der gelbe Riese aber nur mehr Filialen in den Ballungszentren.

Wien (eid).1650 Poststellen muss es laut des zu Jahresbeginn in Kraft getretenen Postmarktgesetzes in Österreich geben. Dieses Ziel will die Post, die derzeit 1552 Geschäftsstellen selbst oder mit Partnern betreibt, nicht nur in Kürze erreichen, sondern weit übertreffen. „Wir wollen jeder der 2375 Gemeinden eine Poststelle anbieten“, sagte Post-General Georg Pölzl am Montag.

Die gemeinsame Initiative von Post, Wirtschaftskammer und Gemeindebund unter dem Motto „Mehr Post für Österreich“ heißt aber keineswegs, dass die Zahl der Postämter, die in den vergangenen Jahren radikal von einstmals 2300 auf nunmehr 1133 reduziert worden ist, wieder aufgestockt wird. Im Gegenteil: À la longue dürften nur in den 130 Bezirkshauptstädten und Ballungszentren eigene Postämter übrig bleiben. Dass es in ein paar Jahren nur noch 300 unternehmenseigene Postämter geben könnte, glaubt Pölzl aber nicht. Diese Zahl sei „viel zu gering“.

Geringere Kosten

Im Gegenzug dazu soll die Zahl der Postpartner (Nahversorger, Apotheken, Tankstellen, Gemeindeämter), die jetzt bei 420 liegt, deutlich steigen. Pölzl, der die börsenotierte Post auf die Marktliberalisierung 2011 fit trimmen muss, hat für diese Strategie ein schlagkräftiges wirtschaftliches Argument: Der Betrieb eines kleineren Postamtes kostet jährlich 60.000 bis 70.000 Euro – oft ohne Aussicht auf einen Gewinn. Ein Postpartner kostet hingegen jährlich rund 15.000 Euro.

Im Gegensatz zum Vorjahr, in dem Infrastrukturministerin Doris Bures (SPÖ) Postämterschließungen per Bescheid untersagen konnte – und dies auch tat –, solange es keinen Ersatz gab, hat sie nun keine Handhabe. Denn im neuen Postmarktgesetz ist kein einziges Postamt festgeschrieben. Laut Gesetz darf seit Jahresbeginn ein Amt geschlossen werden, wenn ein Partner gefunden wird. Und das will Pölzl so schnell wie möglich, auch wenn er keine Zahlen nannte. Nur so viel: Heuer sollen deutlich mehr Postpartner gefunden werden als 2009, als es 200 waren.

Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl zeigte sich optimistisch, dass das gelingt: „Wir haben 2000 Kandidaten und ein Gesamtpotenzial von 10.000 Interessenten.“ Die Post hat schon im Vorjahr die Anreize für Postpartner erhöht: Sie übernimmt die EDV-Kosten in Höhe von rund 800 Euro jährlich. Zudem winkt eine Qualitätsprämie von bis zu 3000 Euro. Die Leistungen werden nach klar definierten Provisionssätzen vergütet.

Besseres Service

Der Aufschrei, der bei den letzten Schließungswellen durch das Land ging, dürfte diesmal ausbleiben, glaubt Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer. „Es geht ums Aufsperren statt Zusperren“, betonte er mit dem Hinweis, dass es bald auch in Gemeinden eine Poststelle geben könnte, die bisher kein Postamt hatten. Das bedeute eine massive Verbesserung der Versorgung vor allem des ländlichen Raumes.

Post-Vorstand Herbert Götz verwies in diesem Zusammenhang auf eine Umfrage, wonach acht von zehn Befragten mit der Leistung des Postpartners sehr zufrieden sind. Bures begrüßte die Pläne von Post, Wirtschaftskammer und Gemeindebund, das Netz von Postgeschäftsstellen deutlich dichter zu machen.

Verlierer in dieser „Win-win-Situation für die Post und die Kunden“ (Leitl) gibt es aber doch: Die rund 4500 Mitarbeiter in den Postämtern. Pölzl: „Es wird für alle Betroffenen Alternativen geben.“ Das heißt, dass sie entweder in großen Postämtern und in anderen Sparten der Post eine Arbeit bekommen. Außerdem sollen Länder und Gemeinden Postbeamte übernehmen.

Das Problem Personalüberhang bleibt jedenfalls akut. 500 Postler, für die das Unternehmen keine Beschäftigung hat, sind schon jetzt im sogenannten Karriere- und Entwicklungscenter (KEC) „geparkt“. Seit dem Vorjahr laufen Anstrengungen, Postler bei der Polizei unterzubringen. Weil es nicht so viele Schulungen gibt, läuft der Wechsel nicht so schnell wie erwünscht.

Die Postgewerkschaft reagierte daher wenig erfreut: Man sei im Vorfeld darüber nicht informiert worden, außerdem habe es die Post-Führung bisher nicht geschafft, genug Post-Partner zu finden, sagte Gewerkschaftsboss Gerhard Fritz. Er fordert ein Gespräch mit Pölzl. Für Gesprächsstoff bei der nächsten Aufsichtssratssitzung am 17. Februar ist gesorgt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.01.2010)

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