Fonds. Mifid II könnte passive Produkte begünstigen.
Wien. „Viele Finanzinstitute betrachten Mifid II als unnötigen Einschnitt, der vor allem unliebsame Bürokratie bringt“, sagt James Butterfill, Head of Research bei ETF Securities. ETF-Anbieter hätten da eine andere Sichtweise: Für sie fungiere die Richtlinie „wie ein Schiedsrichter, der das Spielfeld zugunsten passiver Investmentprodukte ausrichtet“.
ETFs (Exchange Traded Funds) sind passiv gemanagte, börsengehandelte Fonds, meist handelt es sich um Indexfonds. Mifid II beinhaltet unter anderem ein Provisionsverbot für unabhängige Finanzberater: Sie dürfen keine Anreize dafür annehmen, dass sie einen Fonds gegenüber einem anderen bevorzugen. Das komme gerade ETFs zugute, meint Butterfill – denn deren Geschäftsmodell ist von vornherein provisionsfrei. Mit einem unmittelbaren Schub rechnet er freilich nicht: Auch in Großbritannien, wo bereits im Dezember 2012 das von den Intentionen her mit Mifid vergleichbare Regelwerk „Retail Distribution Review (RDR)“ in Kraft trat, hätten sich die Kapitalströme nicht über Nacht zu passiven Produkten hin verlagert.
Inzwischen seien aber Hindernisse bei der Verwendung börsengehandelter Produkte beseitigt worden, ihr Einsatz sei allgemein akzeptiert. Eine ähnliche Entwicklung könnte durch Mifid II auch in Kontinentaleuropa vonstattengehen, hofft er. Überhaupt streicht er das Positive des neuen Regulativs hervor: Würden Aktienmarktinvestitionen insgesamt transparenter, komme das letztlich den Anlegern wie auch den Kapitalmärkten zugute.
In Großbritannien habe sich das Provisionsverbot bewährt, sagt Butterfill: „Es hat den Verbrauchern transparente Informationen über Anlageprodukte zur Verfügung gestellt, ihren Informationsstand über Kosten und Gebühren erhöht und Anreize beseitigt, die man als ,Kaufen‘ des Vertriebs ansehen könnte.“ (cka)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.01.2018)