Doppel-Selbstmordanschlag erschüttert Bagdad

Doppel-Selbstmordanschlag
Doppel-Selbstmordanschlag(c) Reuters
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Bei dem Attentat kamen laut Innenministerium mindestens 31 Menschen ums Leben. Regierungschef al-Abadi fordert die "Eliminierung von IS-Schläferzellen".

Bei zwei Selbstmordanschlägen in Bagdad sind am Montag mindestens 31 Menschen getötet worden. 94 Menschen wurden verletzt, sagte ein Vertreter der Polizei der Nachrichtenagentur AFP. Regierungschef Haider al-Abadi forderte in einer Dringlichkeitssitzung mit Vertretern des Gemeinsamen Einsatzkommandos und Geheimdienstbeamten die "Eliminierung von Schläferzellen" des "Islamischen Staat" (IS).

Die beiden Selbstmordattentäter sprengten sich auf dem Platz Al-Tajjaran im Zentrum von Bagdad in die Luft. Ein AFP-Fotograf sah zahlreiche Krankenwagen am Anschlagsort. Zudem waren Sicherheitskräfte mit einem Großaufgebot im Einsatz.

Der Platz ist ein geschäftiger Ort in der Hauptstadt. Dort versammeln sich morgens Tagelöhner, die auf Arbeit warten. Bei den meisten Todesopfern soll es sich den Angaben zufolge um Tagelöhner handeln. Der Al-Tajjaran-Platz ist in der Vergangenheit schon wiederholt Ziel von Anschlägen gewesen.

Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand. Die meisten derartigen Anschläge im Irak gehen jedoch auf das Konto der Jihadistenmiliz IS.

Die irakische Regierung hatte im Dezember das "Ende des Krieges" gegen den IS verkündet, der aus der Region um Bagdad und den städtischen Gegenden im Irak unter ihrer Kontrolle vertrieben wurde. Nördlich von Bagdad sind aber immer noch Jihadisten aktiv. Erst am Samstag hatte es in Bagdad einen Selbstmordanschlag mit mindestens fünf Toten gegeben. Auch zu diesem Anschlag bekannte sich niemand.

Am Montag gab es mehrere Stunden nach dem Doppelanschlag vom Al-Tajjaran-Platz laut Polizei einen weiteren Anschlag im Osten Bagdads. Dabei wurden ein Mensch getötet und mehrere weitere verletzt.

Ministerpräsident al-Abadi forderte bei der Dringlichkeitssitzung "die Eliminierung von IS-Schläferzellen und den Schutz von Zivilisten". Al-Abadi hatte am Sonntag angekündigt, bei der Parlamentswahl im Mai mit einem neuen, überkonfessionellen Wahlbündnis, der Siegesallianz, erneut antreten zu wollen. Sein Amtsvorgänger, Nuri al-Maliki, kandidiert bei der Wahl an der Spitze der Allianz Rechtsstaat. Al-Abadi und al-Maliki gehören beide der schiitischen Dawa-Partei an, die seit 2006 im Irak den Regierungschef stellt.

Unter al-Maliki hatte der IS 2014 weite Teile des Irak unter seine Kontrolle gebracht. Al-Abadi erklärte im Dezember den Sieg der irakischen Armee über den IS.

Experten warnten zuletzt, der IS werde zunehmend auf Schläferzellen setzen, nachdem er nach dem Verlust seiner Gebiete in den Untergrund getrieben worden sei. Zudem würden Anschläge häufig vor oder nach Wahlen begangen, um Chaos auszulösen und die konfessionellen Spannungen zu verstärken. Die innere Sicherheit dürfte bei der Wahl eine wichtige Rolle spielen.

(APA/AFP)

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