Experten fordern Angaben zu Funktion und Laufzeit der geplanten Deutschklassen. Kurzfristige Brückenklassen könnten den Einstieg erleichtern.
Der Verband für angewandte Linguistik lehnt die im Regierungsprogramm angekündigten Deutschklassen für Schüler ab, die dem Unterricht aufgrund ihrer mangelnden Sprachkenntnisse nicht ausreichend folgen können. Vor allem eine längerfristige Trennung von Kindern und Jugendlichen mit unterschiedlichen Deutschkenntnissen sei nicht sinnvoll.
„Kurzfristige Brückenklassen können den Einstieg in die deutsche Sprache erleichtern“, heißt es. Im Regierungsprogramm vermissen die Linguisten aber Angaben zu Funktion und Laufzeit der Deutschklassen. Daher sei zu befürchten, dass Schüler auch in der weiteren Schullaufbahn getrennt werden.
Möglichkeiten zum Lernen
Die einseitige Betonung von Deutsch als Voraussetzung für Integration übersehe zudem, dass das auch umgekehrt gelte: „Integration schafft Sprachlernmöglichkeiten und diese sind die Voraussetzung für die Entwicklung von Sprachkenntnissen.“ Die Unterrichtssprache könne nur im Unterricht gelernt werden.
Die Linguisten lehnen die Deutschklassen daher ab. „Weder ist klar, was mit 'ausreichenden Deutschkenntnissen' gemeint ist, noch ist diese Maßnahme – wie aus vielen einschlägigen wissenschaftlichen Studien ersichtlich – sprachlern- oder integrationsförderlich.“
Vorbehalte gegen Sprachtests
„Große Vorbehalte“ hegen die Linguisten auch gegenüber den geplanten Sprachstandsfeststellungen: „Nur längerfristige Beobachtungen lassen verlässliche Schlüsse auf vorhandene Sprachkenntnisse zu. Die im Regierungsprogramm vorgesehenen punktuellen Erhebungen sind naturgemäß Momentaufnahmen.“
Ein Konzept zu den Maßnahmen möchte Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) jedenfalls bald vorlegen, wie er am Rande des Ministerrats am Dinestag erklärte. Im Ministerium werde dieses gerade erarbeitet. Mehrfach sprach Faßmann sich jedenfalls schon gegen eine "strikte Trennung" der Kinder aus.
(APA/red.)