Wienwert: Was Anleger nun machen können

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Rund 2500 Privatanleger dürften von der 40-Millionen-Euro-Pleite betroffen sein. Sie können sich nun bei einer Sammelaktion für juristische Schritte beteiligen.

Noch ist vieles unklar bei der Insolvenz der schon seit längerem in der Kritik stehenden Immobiliengesellschaft Wienwert. Die Homepage ist bereits seit Donnerstag nicht mehr abrufbar, die Unternehmensführung ist vorerst auf Tauchstation. Klar ist jedoch, dass die Wienwert Holding (WW Holding) - also die oberste Gesellschaft des verschachtelten Unternehmens - in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag bekannt gegeben hat, dass sie insolvent sei.

Wie "Die Presse" berichtete war der Auslöser dafür, dass eine am 20. Dezember fällig Anleihe nicht mehr bedient werden konnte, weil die Refinanzierung nicht zustande kam. Dies dürfte nun auch für alle weiteren von Wienwert ausgegebenen Anleihen gelten, die in Zukunft noch fällig werden. In Summe hat Wienwert 23 Anleihen im Ausmaß von rund 40 Mio. Euro auf dem Markt.

Vor allem gut betuchte Privatanleger

19 dieser Anleihen wurden im Rahmen des sogenannten "Ausnahmetatbestands" begeben, wodurch es keine Prospektpflicht gab. Das bedingte allerdings auch eine sehr hohe Mindeststückelung von 50.000 oder 100.000 Euro. Insofern dürften vor allem gut betuchte Privatanleger betroffen sein. In Summe gebe es wohl 2500 Geschädigte, schätzt man beim Anlegerverein Cobin Claims. Diesen droht nun ein Totalverlust.

Grund dafür ist das Geschäftsmodell von Wienwert. So wurde das von der Holding aufgenommene Geld an die einzelnen Projektgesellschaften weitergeben. Dort wurde mit diesem Geld dann der Eigenkapitalanteil bei Immobilienfinanzierungen dargestellt. "Nicht selten werden hier indirekt Immobilieninvestments zu 100 Prozent fremdfinanziert", sagt Manfred Biegler von Cobin Claims.

Zwar wurden mit dem Geld Grundstücke und Immobilien angeschafft. Auf diese haben sich allerdings die innerhalb der Projektgesellschaften fremdfinanzierenden Banken die Pfandrechte eintragen ließen. Zudem gab es zwischen den Projektgesellschaften und der Mutter 18 Managementverträge. Die Projektgesellschaften zahlten dabei also sogenannte Management-Fees an die Geschäftsführung, die den vorhandenen Kapitalstock schmälerten. Wie hoch diese Fees waren, ist noch nicht klar.

In Summe Schulden von gut 70 Mio. Euro

Für die Anleihengläubiger bleibt also nur das übrig, was nach Bedienung der Bankschulden noch vorhanden. Und das müssen sie sich ebenfalls mit anderen Gläubigern teilen. So hat Wienwert neben den ausständigen Anleihen auch noch Schulden bei Lieferanten und Haftungen in Millionenhöhe. In Summe liegen die Schulden bei rund 70 Mio. Euro, so Biegler.

Die Anleger können sich nun bei Cobin Claims melden. Der Verein hat eine Sammelaktion erstellt und prüft - für die Geschädigten kostenfrei - mögliche juristische Schritte. So hat Cobin Claims etwa bereits vor längerem eine Strafanzeige eingebracht, aufgrund derer die Korruptionsstaatsanwaltschaft auch ermittelt. An dieser will man sich nun als Privatbeteiligung anschließen.

Verdacht der Untreue und Bilanzfälschung

Grund für die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen sind der Verdacht der Untreue und Bilanzfälschung. So sollen die beiden Firmengründer  Nikos Bakirzoglu und Wolfgang Sedelmayer über den Verkauf von Markenrechten an die WW Holding 3,12 Mio. Euro aus dem Unternehmen abgezogen haben. Das zu einem Zeitpunkt, als sie selbst auch im Aufsichtsrat saßen. Zudem soll es auch unverzinste Darlehen des Unternehmens an die einst ebenfalls im Aufsichtsrat sitzende Ehefrau eines der beiden Gründer gegeben hat. Ermittelt wird allerdings auch gegen Firmenchef Stefan Gruze. Von allen Betroffenen werden die Vorwürfe zurückgewiesen. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Strafen gab es jedoch auch bereits von der Finanzmarktaufsicht. So verhängte die FMA erst im vorigen Sommer eine, nicht rechtskräftige, Strafe von 85.000 Euro gegen Gruze, wegen irreführender Werbung. Konkret hat Wienwert behauptet, 95 Prozent Eigenkapitalausstattung zu haben. Ein Großteil davon waren jedoch die Markenrechte. Auch die Verwendung des Stephansdoms als Symbol und des Wortes Wien im Firmennamen sorgte in der Vergangenheit für Kritik. Damit solle der Anschein eines städtischen Unternehmens erweckt werden, so der Vorwurf.

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