Zukunft liegt in der „True Economy“

Stanislav Jenis
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Porträt. Als Gründer des Pioneers-Festivals machte sich Andreas Tschas in der Start-up-Szene einen Namen. Seit Kurzem ist er für das Wiener Technologieunternehmen TTTech tätig.

Unternehmerisch zu denken fällt vielen Menschen schwer. Unternehmerisch zu agieren noch viel mehr. Andreas Tschas kann beides. „Ich war immer unternehmerisch“, sagt er. Während seines BWL-Studiums an der Wirtschaftsuniversität Wien gründete er die studentische Unternehmensberatung Icons und 2009 gemeinsam mit Jürgen Furian, den er aus seiner Schulzeit im Gymnasium Völkermarkt kannte, das Pioneers-Festival. Damit machte sich Tschas in der (internationalen) Start-up-Szene in den vergangenen Jahren einen Namen. Mittlerweile ist es eines der bedeutendsten Events in Europa.

Doch nach acht Jahren an der Pioneers-Spitze sagt der heute 34-Jährige, „war es Zeit für einen Wechsel“. Mit den Stimmen, die vom Platzen der Start-up-Blase reden, habe das nichts zu tun. Schließlich bleibt er Pioneers verbunden. Doch Tschas räumt ein: Es gebe derzeit viel billiges Geld, das eben auch in Start-ups investiert werde. Umgekehrt habe diese Entwicklung so etwas wie eine „Demokratisierung der Technologie“ ausgelöst, war technischer Fortschritt doch früher eher den großen Unternehmen vorbehalten.

„Kann viel selbst entscheiden“

Auch deshalb will Tschas nicht in den Kategorien New und Old Economy denken. Er glaube an die True Economy, an die Verschmelzung von etablierten Unternehmen, die Stärke und Glaubwürdigkeit einbringen, mit experimentierfreudigen, kreativen Start-ups. Umso willkommener kam im vergangenen Herbst die Einladung seines Mentors Georg Kopetz. Der Kogründer von TTTech, Spezialist für vernetzte Computernetzwerke und Sicherheitssteuerungen mit Hauptsitz in Wien, bot ihm den Job als Director Marketing and Business Development an.

„Das Unternehmen hat mich fasziniert, weil es weltweiter Technologieführer ist“, sagt Tschas. Er könne dort seine quasi „externe“ Sicht auf Prozesse einbringen und seine Kontakte in die Start-up-Szene. Und „TTTech ist nicht mehr Start-up und noch nicht etablierte Corporation. Man kann viel selbst entscheiden.“ Zudem reize ihn die Möglichkeit, an „den Megatrends autonomes Fahren und Industrial Internet of Things zu arbeiten“. Er glaube, sagt Tschas, „die Technologie bringt uns als Menschheit voran“. Und TTTech habe, attestiert er, Aufholbedarf im Marketing.

Nicht zuletzt wegen Kooperationen mit Samsung und Audi suche man Hunderte Mitarbeiter. Zudem wurde vor wenigen Tagen auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas die Zusammenarbeit mit dem auf künstliche Intelligenz im Fahrzeugbereich spezialisierten US-Unternehmen Nvidia bekannt gegeben.

Das Thema künstliche Intelligenz wird auch wesentlich mitprägen, wie wir in Zukunft arbeiten werden, ist Tschas überzeugt: „Es wird mehr Jobs geben als wegfallen, aber es wird eine schwierige Übergangsphase.“ Eine, in der es mit der Veränderung viel Ungewissheit und Unsicherheit geben werde. Daher sei es wichtig, selbstbestimmt zu sein, sagt er.

Was auch eine Frage der (Aus-)Bildung sei. Das Bildungssystem dürfe nicht nur auf Fehler und Defizite schauen, sondern müsse Menschen unterstützen, frei und kreativ zu denken. Das gelte auch in Bezug auf Computer. „Es wird wahrscheinlich nicht notwendig, dass Kinder coden können. Die künstliche Intelligenz wird selbst programmieren.“ Was man aber werde lernen müssen: Wie arbeiten Maschinen, und wie geht man mit Maschinen um?

„Nicht jeden Schritt vorgeben“

Die angesprochene Selbstbestimmtheit hat Tschas in seinen Führungsaufgaben immer beschäftigt. „Wir verbringen viel Zeit im Job, da stellt sich immer die Frage nach den Unternehmenszielen und den persönlichen.“ Im Idealfall gebe es eben ein Umfeld, in dem sich berufliche und private Ziele verwirklichen ließen.

Unterstützend sei dabei eine von ihm ganz bewusst gepflegte Feedbackkultur – in der Rückmeldung in beide Richtungen gegeben werde. Das helfe auch dabei, zur Reflexion anzuregen und selbstbestimmt zu arbeiten und Entscheidungen zu treffen. Denn, sagt Tschas, als Mitarbeiter, „kann ich nicht nur darauf warten, dass jemand bei jedem einzelnen Schritt die Richtung vorgibt“.

Zur Person

Andreas Tschas (34) leitet seit Oktober 2017 den Bereich Marketing und Business Development des Hightech-Unternehmens TTTech mit Hauptsitz in Wien. Dort soll er die beiden Zukunftsbereiche Autonomes Fahren und Industrial Internet of Things (IoT) mitgestalten. Der gebürtige Kärntner hat sich zuvor vor allem in der Start-up-Szene als Gründer des Pioneers-Festivals einen Namen gemacht. Pioneers bleibt er nach wie vor als Shareholder verbunden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.01.2018)

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