Der frühere Kultautor des Zeitgeists pflegt seit mehr als fünfzig Jahren die subversive Kraft der Poesie. Ein dunkler Schatten liegt über dem imposanten Werk des Sprachkünstlers.
„Reizvoll mädchenhaft anzusehen, so befangen wie keck“, erlebt Hilde Spiel den jungen Literaten vor einundfünfzig Jahren bei einer Lesung, „die ermüdende Aneinanderreihung reiner einfacher Sätze ohne Belang ließen sich die Zuhörer geduldig gefallen.“
Ein Jahr zuvor zelebriert der 23-jährige Peter Handke die „Publikumsbeschimpfung“. In Frankfurts Theater am Turm gibt es weder Bühnenbild noch Kostüme. Bei der Uraufführung seines ersten „Sprechstücks“ bleibt die Bühne leer. Stattdessen mengen sich vier Jünglinge unters Publikum und beschimpfen es: „Ihr Großmäuler, ihr Totengräber der abendländischen Kultur.“ Regisseur Claus Peymann sieht auch eine Kletterpartie in die Logen vor, das Publikum wird beobachtet und attackiert. Handkes Spiel gegen „den Muff unter den Talaren“, gegen den sich damals auch die Studentenbewegung wendet, gegen das Theater und sein Publikum geschrieben, gefällt. Es gibt mehr als eine Viertelstunde Beifall.