Auschwitz-Gedenktag: Der israelische Präsident Schimon Peres spricht im Deutschen Bundestag und fordert die Welt auf, dass die noch lebenden NS-Verbrecher bestraft werden sollen: "Es geht um Erziehung."
Der israelische Präsident Schimon Peres hat Deutschland und die Welt aufgefordert, die noch lebenden NS-Verbrecher vor Gericht zu stellen. "Ich bitte Sie, tun Sie alles, um diesen Verbrechern ihre gerechte Strafe zu erteilen", sagte der 86-jährige Friedensnobelpreisträger am Mittwoch. Er hielt eine Rede bei einer Sondersitzung des Deutschen Bundestages zum Holocaust-Gedenktag vor Abgeordneten und den Spitzen des Staates.
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Peres sagte, überall auf der Welt gebe es immer weniger Überlebende des Holocausts. "Ihre Zahl nimmt täglich ab. Und gleichzeitig leben auf deutschem Boden, in Europa und anderswo auf der Welt noch immer Menschen, die damals dieses schrecklichste Ziel verfolgten: den Völkermord." Bei der Forderung nach Strafverfolgung gehe es nicht um Rache: "Es geht um Erziehung. Die Jugend muss sich erinnern, darf nicht vergessen und muss wissen, was geschehen ist."
Scharfe Worte gegen den Iran
Im Atomstreit mit dem Iran rief Peres die internationale Gemeinschaft mit eindringlichen Worten zum Handeln auf. Ein Regime, das Atomkraftwerke und Nuklearraketen besitze, mit denen es sein eigenes Land und andere Länder terrorisiere, "ist eine Gefahr für die Welt". Eine Lehre aus dem millionenfachen Mord der Nazis an den Juden müsse sein: "Nie wieder dürfen blutrünstige Diktatoren ignoriert werden, die sich hinter demagogischen Masken verbergen und mörderische Parolen von sich geben."
Lammert: "Tragen Mitverantwortung"
Bundestags-Präsident Norbert Lammert sicherte Israel die Unterstützung der Bundesrepublik zu: "Wir Deutschen tragen eine Mitverantwortung für den Staat Israel." Wo dessen Existenzrecht und dessen Sicherheit bedroht sei, "gibt es für uns Deutsche keine Neutralität". Im Hinblick auf den Iran sagte Lammert, ein atomar bewaffneter Staat in Israels Nachbarschaft, "geführt von einem offen antisemitisch organisierten Regime", sei nicht nur für Israel unerträglich. "Die Weltgemeinschaft darf eine solche Bedrohung nicht dulden."
Schimon Peres ist der erste israelische Präsident, der am Holocaust-Gedenktag im Deutschen Bundestag gesprochen hat. Unter den sechs Millionen Juden, die dem Völkermord der Nationalsozialisten zum Opfer fielen, waren auch seine Großeltern und weitere Verwandte.
Vor genau 65 Jahren hatten sowjetische Soldaten die Überlebenden des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau befreit. Der 27. Jänner wird als Holocaust-Gedenktag begangen.
Bundeskanzler Werner Faymann und Außenminister Michael Spindelegger machen sich anlässlich des 65. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz für Demokratie und Rechtsstaat stark.
Ein großer Gedenkakt wird am Gelände des früheren Vernichtungslagers abgehalten. Der Auschwitz-Rat fordert einen europäischen Fonds, der Geld zur weiteren Erhaltung der baufälligen Anlage bereitstellen soll.