Wienwert-Chef entschuldigt sich in offenem Brief

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Der Vorstand entschuldigt sich in einem am Sonntag veröffentlichten Brief bei den 900 Anlegern, die noch 35 Mio. Euro an ausstehenden Anleihen besitzen, "mit dem Ausdruck größten Bedauerns".

Der Vorstand der WW Holding AG und des Tochterunternehmens Wienwert AG, Stefan Gruze, hat sich in einem offenen Brief an die rund 900 Anleger gewandt, die noch 35 Mio. Euro an ausstehenden Anleihen der Immobilienfirma besitzen. "Der Vorstand der Gesellschaft entschuldigt sich bei Ihnen mit dem Ausdruck größten Bedauerns", schreibt Gruze in dem am Sonntag veröffentlichten offenen Brief.

"Die Problemstellungen aus der Vergangenheit" habe man nicht lösen und dadurch die WW Holding AG auch nicht saniert können, so der Firmenchef. Gruze übernahm im April 2016 die Unternehmensführung von den beiden Wienwert-Gründern Wolfgang Sedelmayer und Nikos Bakir, welche die Gesellschaft im Jahr 2010 gegründet hatten. Wie bereits berichtet will der Vorstand der WW Holding AG in den kommenden Tagen einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beim Handelsgericht Wien einbringen. Gruze rechnet "mit einem Verlust in sehr hohem Ausmaß". "Tatsache ist, dass sie im schlechtesten Fall mit einem Totalverlust rechnen müssen", heißt es im offenen Brief. Die Tochter Wienwert AG ist von der Insolvenz laut Unternehmensangaben nicht betroffen.

Wienwert war bis März 2016 auf Vorsorgewohnungen im Wiener Altbau spezialisiert und hat den Unternehmensfokus seitdem auf den Mietwohnbau verlegt. Wienwert verkaufte den Immobilien-Altbestand an den Unternehmer Klemens Hallmann und einen weiteren Investor für eine ungenannte Summe und verbuchte deswegen Abschreibungen in zweistelliger Millionenhöhe. Die Immobiliengesellschaft erregte in der Vergangenheit Aufsehen durch teilweise hohe Zinsen für ihre Anleihen. Die Wienwert Gruppe hatte sich im Rahmen der Restrukturierung auch eine neue Struktur gegeben. Die Wienwert AG wurde in Wienwert Holding AG, später WW Holding, umbenannt, wo das negative Eigenkapital und die Anleihengläubiger verbleiben. Zusätzlich wurde per 1. Jänner 2017 eine Tochter Wienwert AG "neu" gegründet, die mit 5 Mio. Euro Stammkapital ausgestattet wurde

"Zuallererst möchten wir dezidiert festhalten, dass das Insolvenzverfahren nur die WW Holding AG - also die "alte" Wienwert - und nicht die neue Tochtergesellschaft Wienwert AG sowie insbesondere nicht die Investoren der letzten beiden "WIENWERT-Unternehmensanleihen" betrifft", betonte Gruze.

Aus rechtlichen Gründen könne der Vorstand der Gesellschaft im Moment keine genaueren Angaben machen, sagte Gruze zur Austria Presseagentur. Ziel sei das bestmögliche Verwertungsergebnis im strukturierten Verkaufsverfahren für die neue Tochtergesellschaft Wienwert AG zu erzielen.

Gruze verwies darauf, dass das geplante Insolvenzverfahren nicht die Investoren der letzten beiden "Wienwert-Unternehmensanleihen"(AT0000A1W4Q5, AT0000A1YG24), Immobilienprojekte der Wienwert AG, wie zum Beispiel den "Einkaufsspitz" in Floridsdorf, Sponsoringvereinbarungen mit der Wienwert AG, wie zum Beispiel mit dem SK Rapid Wien, und alle vertraglichen Beziehungen, die mit Wienwert AG abgeschlossen wurden, betreffen. "Die Verbreitung von weiteren Falschinformationen, wie in den letzten Tagen bereits geschehen, führt nur zu noch größerer Verunsicherung bei Investoren in Unternehmensanleihen von WW Holding AG und Wienwert AG", betonte die Immobilienfirma am Sonntag in einer Aussendung. Dies könne "zu einem immensen wirtschaftlichen Schaden auch in der neuen Tochtergesellschaft Wienwert AG führen, was wiederum einen noch größeren Schaden im Insolvenzverfahren der WW Holding AG bedeuten würde".

Die neue Tochtergesellschaft Wienwert AG soll laut Gruze im Rahmen eines strukturierten Verkaufsverfahrens im Insolvenzverfahren der WW Holding AG verkauft werden.

>>> Was Anleger nun machen können.

(APA)

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