Jubiläum

Gottfried von Einem: Der „Componist“ mit Lust am Widerspruch

Immer für Überraschungen gut: In ländlicher Abgeschiedenheit widmete sich der Opernmeister – „Dantons Tod“ (ab 24. 3. an der Staatsoper), „Besuch der alten Dame“ (ab 16. 3. am Theater an der Wien) – zuletzt der Kammermusik
Immer für Überraschungen gut: In ländlicher Abgeschiedenheit widmete sich der Opernmeister – „Dantons Tod“ (ab 24. 3. an der Staatsoper), „Besuch der alten Dame“ (ab 16. 3. am Theater an der Wien) – zuletzt der Kammermusik(c) Ali Schafler/picturedesk.com
  • Drucken

Am Mittwoch wäre Gottfried von Einem 100 Jahre alt geworden. Zum Gedenken spielen Staatsoper und Theater an der Wien zwei seiner Opern – doch liegt insgesamt ein Erbe brach, dessen Früchte noch geerntet werden könnten.

„Ausgerechnet mit Ihnen?“, kam es wie aus der Pistole geschossen; der Kritiker, der zuletzt das eine oder andere Werk des Meisters nicht ganz gelungen fand, hatte um ein Interview gebeten. Ja, ausgerechnet, gab ich zurück: Mit einem anderen wäre es doch nicht so spannend! „Da haben Sie auch wieder recht.“ Ein Dialog mit Gottfried von Einem, dem vermutlich nichts langweiliger gewesen wäre als ein Gespräch mit einem notorischen Lobredner – das Interview wurde freilich zum Pointenfeuerwerk, denn dieser „Componist“, wie er seine Profession zeitlebens nannte, war eine der schillerndsten Persönlichkeiten des österreichischen Musiklebens nach 1945.

Er kannte alle, mischte mit, versuchte die Kulturpolitik im Lande mitzubestimmen – nicht immer, aber oft mit Erfolg: Keinem standen über Jahre so prominente Uraufführungsinterpreten zur Verfügung wie ihm.
Doch war er eine Künstlerfigur, deren eminenten Rang erst erkennt, wer die Entwicklung der internationalen Komponierszene seit seinem Tod Revue passieren lässt. Was zwei Jahrzehnte nach Gottfried von Einem proklamiert wurde, ein „neuer Mut“ zur Traditionsverbunden, eine „neue Einfachheit“, die Einbindung von Dur und Moll in eine zeitgemäße Tonsprache – das war für ihn, den perfekten Handwerker, nie „neu“, es war ganz selbstverständlich gewesen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Caspar Einem, geboren 1948 in Salzburg, von 1995 bis 1997 Innenminister, danach bis 2000 Wissenschaftsminister.
Interview mit von Einems…

„Angeblich war er sogar stolz auf meine politische Karriere“

Der ehemalige Innen- und Wissenschaftsminister Caspar Einem (SPÖ) spricht über Dialoge und Konflikte mit seinem Vater, über dessen Haltung in der Waldheim-Affäre, über das (fehlende) „von“ im Namen – und über die blauen Haare seiner Großmutter.
Angst: nur zu ertragen durch die mit Sorgfalt gewahrte Abfolge der vorgenommenen Handlungen. Stifter-Skulptur, Linz.
Zeichen der Zeit

Siehst du jene Rosen?

Es gibt nichts Unscheinbares und Nebensächliches, alles ist bedrohlich. Von der Urangst, die Erde sei hohl: zum 150. Todestag von Adalbert Stifter.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.