Wienwert-Vorstand kämpft um Reputation

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Der Miteigentümer und Chef der insolventen Immobilien-Holding, Stefan Gruze, stellt seine frühere Tätigkeit in mittlerweile ebenfalls insolventen Unternehmen klar.

Wien. Damit hatte der Miteigentümer und Vorstand der WW Holding und deren Tochter Wienwert AG, Stefan Gruze, offenbar nicht gerechnet: Allein die Ankündigung am vergangenen Donnerstag, dass die Holding des Immobilienunternehmens zahlungsunfähig und überschuldet sei und daher ein Insolvenzverfahren vorbereite, wirbelte viel Staub auf. Schließlich war die Immobiliengruppe schon früher wegen wirtschaftlicher Probleme in die Schlagzeilen geraten.

Nach drei Tagen Funkstille kam die erste Reaktion am Sonntag: In einer Aussendung kritisierte die Wienwert AG „Falschinformationen“, die zu „noch größerer Verunsicherung bei Investoren in Unternehmensanleihen“ führten. Zuvor hatte Gruze sich in einem offenen Brief mit einer Entschuldigung an jene 900 Anleger gewandt, die ausstehende Anleihen im Volumen von 35 Millionen Euro gezeichnet hatten.

Gestern, Montag, nahm Gruze auch zu einem Bericht der „Presse“ (20. Jänner) Stellung. Dort ging es auch um seine Tätigkeit vor der Wienwert. Dazu betont Gruze, dass er bei zwei dieser Firmen (Minerva Versicherungstreuhand GmbH und V. L. Mietwagen GmbH) „im Rahmen einer Beratungstätigkeit vom jeweiligen Gesellschafter erst kurz vor Insolvenz als Geschäftsführer für die abzuwickelnde Insolvenz eingesetzt“ worden sei. Er habe nichts mit dem operativen Geschäftsbetrieb zu tun gehabt. Diese Geschäftsfälle lägen rund zehn Jahre zurück.

Gleichzeitig bestätigt Gruze, dass „die (miteinander verbundenen) Unternehmen Henero GmbH und Larneva GmbH liquidiert wurden“. Hintergrund sei eine möglicherweise bestehende Beratungshaftung aus einem Geschäftsfall gewesen. Er, Gruze, habe als Gesellschafter einen sechsstelligen Eurobetrag aus seinem Privatvermögen für die Liquidation zur Befriedigung der Gläubiger zur Verfügung gestellt.

Konkursantrag der Hypo NÖ

Gruze bezieht auch zu einem Privatkonkurs Stellung: „Die Behauptung, dass 2010 ein Privatkonkursverfahren mit Schulden von 2,3 Mio. gegen mich eröffnet und abgeschlossen worden ist, ist unrichtig.“ Richtig sei, dass ein österreichisches Kreditinstitut – die Hypo Landesbank Niederösterreich – 2010 einen Konkursantrag gegen ihn gestellt habe. Hintergrund sei eine schlagend gewordene Haftung als Bürge und Zahler aus einem bereits 2007 abgeschlossenen Kreditvertrag in Höhe von 2,3 Mio. Euro gewesen. „Ich habe mit dem Kreditinstitut einen Vergleich geschlossen, der von mir vollumfänglich bezahlt wurde“, sagt Gruze dazu.

Der „Presse“ liegt der Auszug aus der Ediktsdatei vor, wonach am Bezirksgericht St. Veit an der Glan am 11. Jänner 2010 ein Schuldenregulierungsverfahren (Aktenzeichen 1S1/10y) über Stefan Gruze eröffnet worden ist. Das Verfahren wurde mit Gerichtsbeschluss vom 29. April 2011 „mangels kostendeckenden Vermögens gemäß § 123a Insolvenzordnung“ aufgehoben. Der Eintrag ist mittlerweile allerdings, wie nach einer gewissen Zeit üblich gelöscht und daher öffentlich nicht mehr einsehbar.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.01.2018)

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