Davos: Nachdenken über den Zustand der Welt

(c) Reuters (Michael Buholzer)
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Im Zentrum des ersten Konferenztags stand die ungleichgewichtige Erholung der Weltwirtschaft. Grund für Optimismus gäben die Pläne von US-Präsident Obama zur Regulierung der Banken, die in die richtige Richtung gingen.

Davos/Wien (APA/hie). Das Weltwirtschaftsforum in Davos, bei dem sich Politiker und Wirtschaftslenker heuer zum 40. Mal ein Stelldichein geben, steht ganz im Zeichen der Folgen der Finanzkrise. „Den Zustand der Welt verbessern: überdenken, umgestalten, erneuern“, lautet das Motto, über das sich Experten aus über 90Ländern in den kommenden vier Tagen den Kopf zerbrechen werden. Neben der Finanzkrise wird auch das Erdbeben in Haiti Thema der Konferenz sein.

Im Zentrum des ersten Konferenztags stand die ungleichgewichtige Erholung der Weltwirtschaft. „China kann nicht der einzige Motor des globalen Wirtschaftswachstums sein“, sagte US-Ökonom Nouriel Roubini. Während in der ersten Jahreshälfte noch die Folgen der staatlichen Stimulierungspakete zu spüren sein würden, käme in der zweiten Jahreshälfte ein neuerlicher Wirtschaftseinbruch in den USA, Europa und Japan auf uns zu.

Grund für Optimismus gäben die Pläne von US-Präsident Barack Obama zur Regulierung der Banken, die in die richtige Richtung gingen, aber nicht ausreichend seien, so Roubini.

Ein Plädoyer für die stärkere Regulierung des Bankensektors hielt auch der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy, der die offizielle Eröffnungsrede hielt.

Etwas anders dürften das die im schweizer Skiort anwesenden Bankenvertreter – darunter auch Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann – sehen. So warnte etwa Peter Sands, Vorstandschef der britischen Standard Chartered Bank, vor einer Überregulierung in der Privatwirtschaft, die das Wachstum lähmen könnte. Stattdessen müsse man einen Mittelweg finden.

US-Präsident Barack Obama wird nicht nach Davos kommen, ebenso wie die Deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, die an ihrer Stelle Regierungsvertreter zum Weltwirtschaftsforum schickt.

Gegner in Porto Alegre

Im brasilianischen Porto Alegre laufen unterdessen beim Weltsozialforum Globalisierungskritiker aus aller Welt zusammen. Das Weltsozialforum wurde 2001 als Gegenveranstaltung zum Davoser Wirtschaftstreffen ins Leben gerufen. „Das Finanzsystem kann sich nicht als gutes Beispiel hinstellen, da es die größte Krise der vergangenen Jahre verursacht hat“, sagte Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva in Porto Alegre vor mehr als 10.000 Menschen. Davos habe daher viel von seinem Glanz verloren, seit er 2003 erstmals daran teilgenommen habe, sagte da Silva, der auch heuer erwartet wird.

Die österreichische Regierung ist durch Außenminister Michael Spindelegger (ÖVP) vertreten. Spindelegger will das Osteuropa-Regionaltreffen des Davoser Weltwirtschaftsforums in Österreich wieder beleben, wie er gestern, Mittwoch, ankündigte. Das Regionaltreffen des Weltwirtschaftsforums für Zentraleuropa sowie den Donau- und Schwarzmeerraum fand bis 2002 in Salzburg statt. In Zukunft wolle man die „Drehscheibenfunktion“ Österreichs wieder stärker betonen, so Spindelegger. Als Standorte kämen entweder Salzburg oder Wien und Umgebung in Frage.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.01.2010)

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