SPD im Umfrageschock: Nur noch knapp vor AfD

Martin Schulz hat seine SPD zu Koalitionsverhandlungen mit der Union gebracht. Seine Wähler bleiben skeptisch.
Martin Schulz hat seine SPD zu Koalitionsverhandlungen mit der Union gebracht. Seine Wähler bleiben skeptisch.APA/AFP/SASCHA SCHUERMANN
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Die SPD verliert laut einer aktuellen Umfrage weiter an Zuspruch und liegt nur wenige Prozentpunkte vor der rechten AfD, die die SPD als Volkspartei "ablösen" will.

Dass sich die SPD nach langem Hin und Her doch noch zu Koalitionsgesprächen mit der Union durchgerungen hat, hat ihr aber nicht mehr Sympathie bei den Wählern gebracht. Das lässt zumindest der aktuelle Insa-Meinungstrend vermuten, der nach der Entscheidung des SPD-Bundesparteitages für die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen mit der CDU/CSU erhoben wurde, verschlechtert sich die SPD im Vergleich zur Vorwoche um einen halben Punkt auf 18 Prozent.

Die Union kommt auf 31,5 Prozent, die AfD auf 14 Prozent und die Grünen auf zehn Prozent. Die drei Parteien halten damit ihre Werte von der Vorwoche. Die FDP verbessert sich um einen halben Punkt auf zehn Prozent. Die Linke gibt einen halben Punkt ab und kommt auf elf Prozent. Für die Umfrage wurden am Montag insgesamt 1.169 Personen befragt.

"Lösen die SPD als Volkspartei ab"

Die AfD frohlockt bereits. Fraktions-Chefin Alice Weidel sieht bereits jetzt umgedrehte Verhältnisse der beiden Parteien SPD und AfD. Sie schrieb auf Twitter: „Wir lösen die SPD als Volkspartei ab, weil wir die Menschen und das Land im Blick haben.“ Ihre Fans auf Twitter quittierten diese Ansage mit großer Zustimmung: 2000 Likes und 7000 Retweets (Weiterverbreitungen).

Auch eine weitere Umfrage zeigt trübe Aussichten für die SPD. RTL/n-tv veröffentlichten am Montag eine Forsa-Umfrage, bei der die Sozialdemokraten gar nur noch auf 17 Prozent kommen. CDU/CSU liegen bei diesem "Trendbarometer" bei 34 Prozent, die AfD bei 13 und die Grünen bei 12 Prozent. Die Linkspartei kommt bei der Befragung im Auftrag der RTL-Mediengruppe auf elf , die FDP auf acht Prozent. RTL ließ 1282 Personen befragen, wen sie wählen würde, wenn jetzt Wahlsonntag wäre. Die Fehlertoleranz liegt laut Forsa bei plus/minus drei Prozentpunkten.

Große Koalition könnte CDU mehr nutzen als SPD

Die Mehrheit der Deutschen rechnet einer aktuellen Umfrage zufolge außerdem damit, dass von der geplanten Großen Koalition die Union eher einen Vorteil hat als die SPD. In einer von der "Bild"-Zeitung am Dienstag veröffentlichten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa gaben 53 Prozent der Befragten an, sie rechneten mit einem Nutzen für die CDU.

Bei der CSU waren es 42 Prozent, bei der SPD hingegen nur 26 Prozent. 30 Prozent rechnen mit einem Nutzen für die AfD, 17 Prozent für die FDP, und jeweils 16 Prozent für Linke und Grüne. Die Wähler der SPD sind in dieser Frage gespalten: 42 Prozent rechnen damit, dass die Entscheidung für eine Große Koalition den Sozialdemokraten nutzt, 34 Prozent erwarten, dass sie der Partei schadet.

Der Umfrage zufolge befürwortet jeder Dritte (32 Prozent) die Bildung einer Großen Koalition. Nicht einmal jedem Sechsten (15 Prozent) wäre ein Jamaika-Bündnis lieber gewesen. 17 Prozent hätten sich eine Minderheitsregierung gewünscht, weitere 27 Prozent sind demnach für Neuwahlen.

(APA/AFP/Red.)

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