Umfrage: Mehrheit will Gebühren für Langzeitstudenten

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Bevölkerung steht Uni-Gebühren grundsätzlich ambivalent gegenüber. Für Langzeitstudenten wünschen sie sich allerdings Verschärfungen.

Wien. Mit der neuen Regierung ist ein altes Thema wiedergekehrt: die Studiengebühren. Ihre flächendeckende Wiedereinführung wurde im türkis-blauen Koalitionspakt in Aussicht gestellt. Wobei es der neue Wissenschaftsminister Heinz Faßmann (ÖVP) damit nicht allzu eilig haben dürfte. Die Bevölkerung ebenso nicht. Das zumindest legt eine aktuelle Umfrage von „Research Affairs“ nahe, die der „Presse“ vorliegt. Studiengebühren werden demnach ambivalent gesehen.

In der repräsentativen Online-Umfrage, an der 600 Österreicher ab 16 Jahren teilgenommen haben, sprechen sich 44 Prozent für und 39 Prozent gegen die Einführung von Studiengebühren aus. Ganze 17 Prozent sind unentschlossen. Hinzu kommt eine Schwankungsbreite von 3,8 Prozentpunkten.

„Die Bevölkerung ist hier uneins“, sagt Sabine Beinschab von „Research Affairs“ zur „Presse“. Eines lässt sich aber klar ablesen: „Jene, die eine höhere Bildung haben, sind tendenziell gegen Gebühren.“

Wobei die Skepsis gegenüber Studiengebühren auch Grenzen hat – nämlich mit Blick auf Langzeitstudenten. 69 Prozent der Befragten sprechen sich für „zusätzliche Kosten und Gebühren für Langzeitstudenten“ aus. Dabei werden Studierende, die mehr als zwei Semester über der Mindeststudiendauer liegen, schon jetzt zur Kasse gebeten. Sie zahlen 365 Euro pro Semester.

Unis überlegen Erlass

Einen Beitrag müssen künftig auch berufstätige Langzeitstudenten leisten. Eine entsprechende Befreiung, die bislang galt, wird im Juni auslaufen. Nun dürften, wie die Austria Presseagentur meldete, allerdings einige Unis mit dem Gedanken spielen, die Gebühren zu erlassen oder zurückzuzahlen.

Die Universität Linz ist bereits mit einer Initiative vorgeprescht. Der Vizerektor der Uni Graz, Martin Polaschek, betonte, dass der Erlass an der Uni Graz ein Diskussionsthema ist. Auch an der Uni Wien, der Universität für Bodenkultur und der Wirtschaftsuniversität soll das Thema demnächst geklärt werden. Und wie die Präsidentin der Universitätenkonferenz, Eva Blimlinger, gestern, Dienstag, sagte, könnte es sogar eine einheitliche Lösung an allen Unis geben. Einen generellen Erlass hält sie nicht für sinnvoll: „Es ist nicht einzusehen, dass jemand, der 70.000 Euro im Jahr verdient, keine Gebühren zahlen soll.“

Die Universitätenkonferenz hat sich kürzlich übrigens für eine Verschärfung des Studienrechts vor allem mit Blick auf Langzeitstudenten ausgesprochen. Dafür gibt es, wie die Umfrage zeigt, auch eine deutliche Zustimmung in der Bevölkerung. So wünschen sich etwa 83 Prozent der Befragten Konsequenzen für Studenten, die jahrelang keine Prüfung ablegen (siehe Grafik). Zugleich haben sie aber auch ein gewisses Verständnis für Studienverzögerungen. Nur 17 Prozent halten Langzeitstudenten für faul.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.01.2018)

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