Niki Lauda hat seine Airline wieder: Wie einst als Rennfahrer ist er auch als Unternehmer ein Meister im Taktieren, Kalkulieren und Intervenieren.
Wien. Um 4.30 Uhr in der Früh ist am Dienstag die Entscheidung gefallen. Um acht Uhr ging Niki Lauda wieder ans Telefon. „Als Pilot lernt man, wie man nicht schläft“, scherzt er. Schlafen wird überbewertet. Niki Lauda hat soeben ein Rennen gewonnen.
Ein Rennen, das längst gelaufen schien. Denn im Dezember hatte im deutschen Insolvenzverfahren die spanisch-britische Airlinegruppe IAG/Vueling den Zuschlag bekommen. Lauda war erzürnt, man habe sein damaliges Angebot für die Airline nicht einmal ignoriert. In Österreich wäre ihm so etwas nicht passiert.
Und scheinbar wie durch ein Wunder wanderte das Insolvenzverfahren von Berlin nach Wien, österreichische Gläubiger hatten mit ihrer Beschwerde Erfolg. Wie nach einem Crash in der Formel 1 wurde das Rennen neu gestartet – und Niki Lauda stand plötzlich in der Pole-Position.
Denn wie als Rennfahrer ist Lauda auch als Unternehmer ein gewiefter Taktiker, kühler Rechner und großartiger Netzwerker. Schon als er 1979 seine Lauda Air gründete, intervenierte er in eigener Sache direkt bei Kanzler Bruno Kreisky. Dieser solle doch die damals noch staatlichen Austrian Airlines an die Leine nehmen, die Laudas Antrag auf Fluglizenz torpedierten.
Lauda entschied sich für ein Formel-1-Comeback, holte den dritten WM-Titel – und erst 1988 seine Linienkonzession vom damaligen SPÖ-Verkehrsminister, Rudolf Streicher. Wie es der Zufall wollte, wechselte Streicher später von der Regierungsbank in den Lauda-Air-Aufsichtsrat.
Laudas Netzwerk
30 Jahre danach ist Laudas Netzwerk nach wie vor intakt. Bei der Nationalratswahl macht er sich für Sebastian Kurz stark. Dieser sei „transparent und kompetent, deswegen unterstütze ich ihn“, sagte Lauda in einem Video. Heute ist Kurz Kanzler – und der Boxenfunk zwischen ihm und Lauda funktioniert prächtig. Im Gespräch mit der „Presse“ verhehlt Lauda nicht, dass er mit Kurz und FPÖ-Infrastrukturminister Norbert Hofer in den vergangenen Tagen in Kontakt war. Dass Hofer einst Ingenieur bei der Lauda Air war, darf tatsächlich als Zufall gelten.
Aber was treibt einen Niki Lauda an? Wer, wenn nicht er gründet mit 68 eine Fluglinie? Attila Doğudan, Do&Co-Chef, Laudas Geschäftspartner und langjähriger Freund sagte einst, in Laudas Welt gehe es immer „ums Gewinnen“. Dieses Siegenmüssen sorgt dafür, dass Lauda nur 42 Tage nach seinem schrecklichen Rennunfall 1976 auf dem Nürburgring wieder im Ferrari saß.
„Der fürchterlichste Tag in meinem Leben“ ereilte Lauda am 26. Mai 1991. Eine Boeing der Lauda Air stürzte in Thailand ab, alle 223 Insassen starben. Ein Rechtsstreit mit Boeing folgte, den er gewann. Laudas Airline ging nicht pleite. Wieder gewann er ein Rennen, das längst gelaufen schien
("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.01.2018)