Türkische Offensive in Syrien: 260 "Extremisten" getötet

Leopard-2-Panzer aus Deutschland im Einsatz der türkischen Armee an der türkisch-syrischen Grenze.
Leopard-2-Panzer aus Deutschland im Einsatz der türkischen Armee an der türkisch-syrischen Grenze.(c) REUTERS (UMIT BEKTAS)
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Nach Angaben der türkischen Armee sind mindestens 260 Kämpfer der Kurdenmiliz YPG sowie des IS getötet worden.

Bei der türkischen Militäroffensive in der nordsyrischen Region Afrin sind nach Armeeangaben mindestens 260 Kämpfer der Kurdenmiliz YPG sowie des IS getötet worden. Die Operation in Afrin gehe auch am vierten Tag wie geplant voran, erklärte das Militär am Dienstag. Nach UNO-Schätzungen waren in den vergangenen Tagen rund 5000 Menschen aus der kurdischen Enklave in umliegende Dörfer geflohen.

Weitere 1000 Menschen seien in Viertel der syrischen Stadt Aleppo vertrieben worden, sagte UNO-Sprecher Stephane Dujarric am Dienstag. Humanitäre Helfer seien sehr besorgt über das Schicksal von rund 324.000 Menschen in der Region, die von der YPG kontrolliert wird. Mehrere dieser Zivilisten seien in vergangenen Tagen getötet worden, sagte Dujarric. Nach Informationen der in Großbritannien ansässigen "Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte" gab es bisher 23 Tote unter den Zivilisten. Die Informationen der Stelle sind von unabhängiger Seite kaum überprüfbar.

Die türkischen Streitkräfte betonte, die Operation bekämpfe ausschließlich Terroristen. Man unternehme alle Anstrengungen, um die Zivilbevölkerung zu schützen.

"Operation Olivenzweig"

Die Armee hatte die "Operation Olivenzweig" am Samstag begonnen und YPG-Stellungen in der Region Afrin mit Artillerie und aus der Luft angegriffen. Am Sonntag folgte eine Bodenoffensive. Der Angriff richtet sich gegen die YPG und die von ihr dominierten Syrischen Demokratischen Streitkräfte (SDF), die von den USA unterstützt werden. Die YPG ist der syrische Ableger der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK). Die PKK ist in der Türkei, der EU und in den USA als Terrororganisation eingestuft.

Nach Worten des türkischen Außenministers Mevlüt Cavusoglu könnte die Offensive auf die Stadt Manbij und die Gebiete östlich des Euphrats ausgeweitet werden. Dort feuere die YPG "ständig Strohfeuer" ab. Auf die Frage, ob dies Widerspruch des NATO-Partners USA hervorrufen könne, sagte er: "Ich muss mit niemandem übereinstimmen. Unsere Verpflichtung ist es, jede Bedrohung der Türkei zu beseitigen."

Für Aufregung in Deutschland sorgt vor allem der Einsatz von Leopard-2-Panzern in Syrien, die Deutschland an die Türkei verkauft hatte.

Trump will mit Erdogan telefonieren

Die USA haben davor gewarnt, den Kampf gegen die Extremistenmilizen "Islamischer Staat" (IS) und Al-Kaida darüber aus dem Blick zu verlieren. US-Präsident Donald Trump will am Mittwoch mit seinem türkischen Amtskollegen Recep Tayyip Erdogan telefonieren.

Die Verwaltung in den von Kurden kontrollierten Gebieten Syriens rief unterdessen die Generalmobilmachung aus. "Wir fordern unser gesamtes Volk auf, Afrin und seine Würde zu verteidigen", heißt es in dem Appell. Die syrischen Kurden haben seit dem Beginn des Bürgerkriegs drei autonome Bezirke geschaffen, darunter Afrin im Nordwesten Syriens an der Grenze zur Türkei.

(APA/Reuters/dpa)

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