Hofer-Chef Günther Helm, zwei Minister und zwei Ex-Minister entscheiden künftig mit, wer in den Aufsichtsrat von teilstaatlichen Konzernen geschickt wird.
Der Ministerrat beschließt heute, Mittwoch, die Neubesetzung jenes Komitees, das in der Staatsholding Öbib darüber entscheidet, wer in die Aufsichtsräte der Firmen mit Staatsbeteiligungen entsendet wird. Das hat Finanzminister Hartwig Löger (ÖVP) vor Beginn der Regierungssitzung vor Journalisten bekanntgegeben.
Löger selbst sowie Kanzleramtsminister Gernot Blümel (beide ÖVP) übernehmen demnach von den Ex-Ministern Thomas Drozda (SPÖ) und Harald Mahrer (ÖVP). Anstelle von Günter Geyer, Chef der Vienna Insurance Group (VIG), kommt als "neuer junger Vertreter" Günther Helm, Chef des Lebensmitteldiskonters Hofer, in das Gremium. Andritz-Chef Wolfgang Leitner bleibt.
Die Öbib verwaltet derzeit die Bundesbeteiligungen an Post, OMV, Telekom Austria und Casinos Austria. Nun sollen Verbund und Bundesimmobiliengesellschaft BIG dazu kommen, die bisher zum Wirtschaftsministerium ressortierten. Die Öbib gehört zum Finanzministerium und könnte bald umgebaut werden.
Die Formel ist denkbar einfach: Umgefärbte Regierung = umgefärbte Aufsichtsräte in staatsnahen Unternehmen. Das war in Österreich immer schon so - und das ändert sich unter Türkis-Blau auch nicht. Gleich Anfang Jänner teilte also FPÖ-Infrastrukturminister Norbert Hofer der ÖBB-Aufsichtsratspräsidentin Brigitte Ederer mit, dass sie gehen muss. Sie wurde vom FPÖ-ler Arnold Schiefer abgelöst. Bruckberger Die SPÖ-nahe Präsidentin des Asfinag-Aufsichtsrates, Claudia Kahr, kam ihrer Abberufung zuvor: Noch im Dezember legte die Verfassungsrichterin ihr Mandat beim staatlichen Straßenbaukonzern zurück. Später sagte sie: "Aus meiner Sicht ist es so, dass sich der Eigentümer die oder den Vorsitzenden des Aufsichtsrates selbst aussucht. Diese Position gründet stark auf Vertrauen." Kahrs Nachfolger wurde der FPÖ-nahe Welser Magistratsdirektor Peter Franzmayr. Die Presse Und noch ein rascher Rücktritt: Der SPÖ-nahe Rechtsanwalt Leopold Specht (im Bild links) hat im Jänner seine Mandate als Mitglied des Aufsichtsrates bei den ÖBB und bei der Luftraumkontrollbehörde Austro Control zurückgelegt. Specht war seinerzeit als Vertrauter von SPÖ-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer in den ÖBB-Aufsichtsrat gekommen. Spiola Im März lief das Mandat von Werner Muhm im Generalrat der Oesterreischen Nationalbank aus. Der frühere Arbeiterkammer-Direktor hatte sich seinerzeit mit ÖVP-Finanzministerin Maria Fekter einen echten Kampf um das Mandat geliefert - und letztlich auch gewonnen. Jetzt musste er gehen. Ob Muhm seinen Aufsichtsratsposten im Stromkonzern Verbund behalten kann? Bei der Hauptversammlung im Frühjahr gäbe es jedenfalls die Möglichkeit, ihn abzulösen. Die Presse/Fabry Im Generalrat ändert OeNB sich übrigens jede Menge: Fix ist jedenfalls, dass sich der rote Vizepräsident Max Kothbauer nach zehn Jahren verabschieden muss. Auch Präsident Claus Raidl, ein Schwarzer, geht. Allerdings in Pension. Fabry Spannend wird im OeNB-Generalrat die Frage, ob die neue Regierung mit einer guten, alten Tradition brechen wird: nämlich der sozialpartnerschaftlichen Besetzung des Gremiums. Diesfalls müsste Dwora Stein (ÖGB) gehen, ihr Mandat läuft im September aus. Aber auch Vertreter von Arbeiter-, Wirtschafts- und Landwirtschaftskammer gäbe es dann im Generalrat nicht mehr. Fabry Auch bei teilstaatlichen Unternehmen stehen Änderungen im Kontrollgremium an. Beispielsweise bei der Telekom Austria, wo der Staat einen Anteil von 28,4 Prozent hat - und den Aufsichtsratspräsidenten nominieren darf. Das ist derzeit Wolfgang Ruttenstorfer, Ex-OMV-Chef und Ex-Beamtenstaatssekretär. Ein SPÖler. Man darf getrost davon ausgehen, dass er nicht mehr lange an der Spitze des Telekom-Kontrollgremiums bleiben wird. Die Presse/Fabry Rote Aufsichtsräte: Wer gehen muss 1968 startete Hofer auf dem heimischen Lebensmittelmarkt- besser gesagt, er revolutionierte die Branche. Das bis dahin nur Grenzgängern nach Deutschland bekannte Diskonter-Konzept veränderte den Handel bis heute. Aktuell ist Hofer, ein Teil der Unternehmensgruppe Aldi Süd, die Nummer drei im österreichischen Lebensmittelhandel. "Die Presse" gibt einen Rückblick auf die vergangenen fünf Jahrzehnte. von Herbert Asamer (c) Hofer Oft wird gefragt, wieso heißt der Hofer nicht Aldi. Das Unternehmen durfte den Namen Aldi in Österreich aus markenrechtlichen Gründen nicht verwenden. Deshalb firmiert es unter Hofer. 1967 wurde die von Helmut Hofer im Jahre 1962 gegründete Filialkette Hofer übernommen. (c) Hofer Das Hofer-Logo – ursprünglich ein weißer Schriftzug "Hofer" auf blauem Balken – wurde später um die zwei Linien des Aldi-"A"s ergänzt. (c) Hofer Es dauerte sechs Jahre bis im Dezember 1974 der erste Hofer-Markt Wiens eröffnete. Den Standort gibt es noch heute, und zwar jenen in der Landstraßer Hauptstraße 26 im 3. Gemeindebezirk. Legendär waren die Hofer-Kassiererinnen der Anfangsjahre, die die Wartezeit an der Kasse auf ein Minimum reduzierten. Noch heute hat ein Hofer-Mitarbeiter an der Kasse das Retourgeld meistens schneller zu Hand als der Kunde die Bezahlung durchführen kann. (c) H. Asamer 1971 zog die Hauptniederlassung von Wien nach Sattledt. Der Ort liegt im Herzen von Österreich und hat eine ideale Anbindung an das Straßennetz in alle Himmelsrichtungen. (c) Hofer 1983 kam es zu einem echten Novum: Kühlregale für Frischeprodukte wurden in den Hofer-Filialen eingeführt. Bereits zwei Jahre später beendete der erste Hofer-Lehrling seine Ausbildung. (c) Hofer 1998 wurde beim Diskonter die Tiefkühlkost eingeführt. Hofer fuhr auch eine Qualitätsoffensive. Plötzlich galt es als schick, bei Hofer einzukaufen. (c) Hofer Anfang der Nuller-Jahre kam es zum Bio-Boom. Auch Hofer sprang auf den Zug auf und nimmt die Bio-Marke "Natur aktiv" ins Sortiment auf. 2006 brachte der Lebensmittler die Bio-Linie "Zurück zum Ursprung" auf den Markt. 2009 erhielt die Linie den Klimaschutzpreis. Alle Produkte der "Zurück zum Ursprung"-Linie weisen eine Kennzeichnung ihrer Klimabilanz aus. (c) Hofer Es ist auch kaum bekannt, dass sich viele Hofer-Filialen Wiens in geschichtsträchtigen Gebäuden befinden. Wo vor rund 90 Jahren das Kolosseum Kino als großes Lichtspieltheater mit 700 Plätzen eröffnet wurde, .... (c) Hofer ... befindet sich seit Ende 2004 ein Hofer-Standort. (c) Michael Krebs Vielen werden auch noch die Hofer-Flugblätter aus dem vorigen Jahrhundert in Erinnerung sein. Hier ein Ausschnitt aus einem Prospekt aus 1989. (c) Hofer Interessant sicherlich der Preisvergleich mit vor 20 Jahren. Damals gab es noch den Schilling als Währung. (c) Hofer Die Konkurrenz wird ständig gefordert, nicht nur die Lebensmittelhändler. Seit 2003 kann man bei Hofer auch Reisen buchen, 2015 kam der Mobilfunker HoT hinzu. Hofer verkaufte erstmals in seiner Geschichte Smartphones von Apple, nämlich das iPhone 5c um 296,77 Euro. (c) Hofer (Hofer) 2012 startete das Projekt Backbox mit ersten Tests in Tiroler Filialen. Durch die Einführung der Backbox in allen Filialen schaffte Hofer deutlich mehr als 1.000 Arbeitsplätze. Allerdings auch zum Leidwesen der Bäcker. (c) Hofer Die erste emmissionsfreie Hofer-Filiale steht in Bergland bei Wieselburg: Auf dem Dach Photovoltaik, auf dem Parkplatz eine Schnellladestation für Elektroautos, im Inneren CO2-emissionsfreie Technik von der Heizung über die Kühlung bis hin zur Lüftung. Die Filiale entspricht dem GreenBuilding-Standard, wonach der Heizwärmebedarf pro Quadratmeter um mindestens 25 Prozent unter den gesetzlichen Vorgaben liegen muss. (c) Hofer (Hofer) Ein Erfolgsgeheimnis von Hofer ist die Ausbildung der Mitarbeiter. „Wir stellen bewusst den Menschen in den Mittelpunkt unseres unternehmerischen Handelns", sagt Hofer-Generaldirektor Günther Helm. Die Aufstiegschancen beim Diskonter liegen für Chef Helm auf der Hand. Schließlich werde jeden Tag weltweit eine Filiale des Konzerns aufgesperrt. Und der Regionalverkaufsleiter stehe nur am Anfang der Karriere. „Es kann Richtung Digitalchef, Einkaufschef, zu den Finanzen und in die Verwaltung gehen“, sagte Helm. „Deswegen suchen wir nicht nur Betriebswirte, sondern die Bandbreite des Lebens." (c) Hofer In Österreich hält das Unternehmen einen Marktanteil von 22 Prozent. Wie andere Lebensmittelhändler profitierte auch Hofer von der Zielpunkt-Pleite. Man übernahm elf Zielpunkt-Standorte. Laut dem GfK-Haushaltspanel vom Juni 2016 hat Hofer die meisten treuen Kunden. Neun von zehn österreichischen Haushalten gehen beim Diskonter einkaufen. (c) H. Asamer Hofer zählt heute mit knapp 480 Filialen und mehr als 10.000 Mitarbeitern zu den drei größten österreichischen Lebensmitteleinzelhändlern. Laut Statista setzte das Unternehmen 2016 schätzungsweise rund vier Milliarden Euro um. Den (noch) nicht lukrativen Onlinehandel hat Hofer bislang links liegen gelassen. Aber man darf davon ausgehen, dass man bei Hofer den Einkauf im Netz ganz genau beobachtet. (c) Hofer 50 Jahre Hofer: Von der Palette bis zur Backbox (APA)
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