Akademikerball: Rechtswalzer sorgt wieder für linke Proteste

Archivbild: Einsatz rund um den Akademikerball im Jahr 2014
Archivbild: Einsatz rund um den Akademikerball im Jahr 2014Clemens Fabry / Die Presse
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Zwei Demonstrationszüge und vier Standkundgebungen gegen den von der FPÖ organisierten Akademikerball am Freitag sind angemeldet.

Der freiheitliche Akademikerball am Freitag sorgt mehr denn je für Aufmerksamkeit. Vor dem Hintergrund der FPÖ-Regierungsbeteiligung haben etliche Organisationen zu Demonstrationen gegen die Veranstaltung in der Hofburg aufgerufen. Auszugehen ist von einer großzügigen Sperrzone rund um die Wiener Hofburg. Auch die Organisatoren haben die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt.

Schon mehrmals sorgte der Akademikerball für heftige Proteste, der Unmut richtete sich vorwiegend gegen rechte Burschenschafter, die bereits seit 1952 die Veranstaltung ausrichten und prägen. Bis 2012 wurde die Veranstaltung vom Wiener Korporationsring (WKR) organisiert, danach übernahm die FPÖ Wien, die ihn in Akademikerball umtaufte. Weiterhin tanzten dort neben freiheitlicher Prominenz und Burschenschaftern auch rechte Politiker aus ganz Europa.

Insgesamt 2.500 Gäste werden in diesem Jahr beim Akademikerball erwartet - deutlich mehr als in den Jahren zuvor. Ein Grund dürfte die Regierungsbeteiligung der FPÖ sein. Ob sich Mitglieder der schwarz-blauen Koalition in der Hofburg einfinden werden, konnte Organisator Udo Guggenbichler im Vorfeld nicht sagen.

Strache will Ball besuchen

FPÖ-Chef und Vizekanzler Heinz-Christian Strache selbst hatte allerdings mehrmals bekräftigt, den Akademikerball besuchen zu wollen. Auch die Dritte Nationalratspräsidentin Anneliese Kitzmüller kündigte bereits ihr Kommen an. Infrastrukturminister Norbert Hofer, Innenminister Herbert Kickl und Verteidigungsminister Mario Kunasek (alle FPÖ) wollen darauf verzichten. Festredner des Balls wird traditionell ein im rechten politischen Spektrum angesiedelter Hochschulprofessor oder Rektor sein.

Bei der Polizei wurden bis Mittwochnachmittag zwei Demonstrationszüge und vier Standkundgebungen angemeldet. Ein Demozug soll am Wallensteinplatz in Brigittenau starten und sich in jenen, die bei der Universität beginnen, eingliedern. Die Schlusskundgebung soll dann im Girardipark am Karlsplatz stattfinden. Angemeldet wurden die Veranstaltungen für rund 1.000 Personen. Die Polizei rechnet jedoch mit mehreren Tausend Teilnehmern, sagte die Leiterin der Pressestelle der Wiener Polizei, Daniela Tunst, am Mittwoch.

Polizei rechnet mit "deutlich höherer Gewaltbereitschaft" 

Der Wiener Polizeipräsident Gerhard Pürstl hatte bereits vor einer Woche gesagt, dass die Exekutive mit "deutlich höherer Gewaltbereitschaft" rechnet. Denn es habe bereits in Deutschland, aber auch in Italien, der Slowakei, Tschechien und Ungarn bereits Aufrufe gegeben. Bis zu 3.000 Beamten sollen Freitagabend im Einsatz sein. Eine Sperrzone wird es auch heuer geben. Wie umfangreich diese ausfällt, muss erst geklärt werden. Demonstrationen können noch bis Mittwochabend, also 48 Stunden zuvor, angemeldet werden.

Der Autofahrerclub ÖAMTC rät, ab Freitagnachmittag die Innenstadt großräumig zu umfahren. So wird etwa der Ring ab der Johannesgasse ab ca. 16.00 Uhr gesperrt. Auch die Zweierlinie (Verbindung Landesgericht-Donaukanal) wird ab diesem Zeitraum zwischen Neustiftgasse und Schwarzenbergplatz nicht befahrbar sein. Staus werden nicht ausbleiben. Behinderungen werden auch in der Leopoldstadt und in der Brigittenau erwartet.

Kritische "Mitternachtseinlage"?

Aufgrund der zu erwarteten Proteste haben auch die Organisatoren die Sicherheitsmaßnahmen in der Hofburg verstärkt. In der Hofburg wurden zusätzlich hochauflösende Kameras installiert, die Veranstalter kündigten außerdem an, eine Gesichtserkennungs-Software zu kaufen. Auch Metalldetektoren befinden sich am Eingang. Ein Grund dafür ist die Ankündigung der links-aktivistischen, satirischen "Burschenschaft Hysteria", die "Mitternachtseinlage" beim Akademikerball zu gestalten.

(APA)

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