Kunstlicht

Die deutschen Malerstars sind jetzt Österreicher – wem nützt's?

Anselm Kiefer 2016 in der Albertina.
Anselm Kiefer 2016 in der Albertina. (c) imago/Viennareport (imago stock&people)
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Erst Georg Baselitz, jetzt Anselm Kiefer – gerade die international als deutsche National-Maler angesehenen Künstler wollen das so gar nicht sein.

Es ist ein zynischer Zufall: Genau an dem Tag, an dem alle über die integrierte tschetschenische Familie sprachen, die nach sechs Jahren Asylverfahren aus Österreich abgeschoben wurde, bekam einer der reichsten Künstler der Welt die österreichische Staatsbürgerschaft verliehen. Das sei „im besonderen Interesse Österreichs“, so Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer, der Kiefer am Dienstag die Urkunde überreichte. Im „besonderen Interesse Österreichs“ könnte es auch sein, zum jetzigen Zeitpunkt, in dem die internationale Politik das Tun in diesem Land speziell beobachtet, nicht mit menschlich fragwürdigen Abschiebungen in die Schlagzeilen zu kommen. Was ist eine Staatsbürgerschaft „wert“? Wie „verdient“ man sich eine solche? Wie wirtschaftlich erfolgreich muss ein Künstler dafür eigentlich sein? Solche Gedanken können einem kommen, wenn man sich die vergangenen Künstler-Einbürgerungen ansieht: Anna Netrebko, Georg Baselitz und jetzt dessen Maler-Kollege Kiefer.

Die prinzipielle künstlerische Bedeutung all dieser ist unbestritten. Was allerdings ihre jeweiligen Werke so unverzichtbar mit Österreich zu tun haben, ist weniger klar. Netrebko hat den Salzburger Festspielen ihre Karriere zu verdanken, gut. Der Hauptgalerist von Baselitz und Kiefer sitzt mit Thaddäus Ropac in Salzburg, gut. Automatisch fragt man sich nach einem finanziellen Nutzen, der hinter diesen Staatsbürgerschaften stehen könnte. Doch steuerliche Vorteile (zum Beispiel der Wegfall der Schenkungs- und Erbschaftssteuer) sind an Hauptwohnsitze gebunden, nicht an Staatsbürgerschaften. Also, wem nützt es?

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