Der von einem Bilanzskandal erschütterte Möbelkonzern Steinhoff ist mit zehn Milliarden Euro verschuldet. Die Tochter kika/Leiner konnte sich die Liquidität sichern. Nun wird "optimiert" - bei Lieferanten, in allen Abteilungen und Häusern des Unternehmens.
Aus der Österreich-Sparte des nach Ikea zweitgrößten Möbelkonzerns Steinhoff gibt es positive Signale: "Wir schauen mit großer Zuversicht in die Zukunft, da es mit Unterstützung unseres Mutter-Konzerns Steinhoff gelungen ist, die Liquidität unseres Unternehmens zu sichern", erklärte kika/Leiner Geschäftsführer Gunnar George am Donnerstag. Nach den Herausforderungen der letzten Wochen, denen sich Steinhoff International gegenüber sah, und deren Auswirkungen auf kika/Leiner, werde nun in Österreich ein notwendig gewordener Restrukturierungsplan umgesetzt. Details dazu will er in einer Pressekonfernz am Montag preisgeben.
So viel vorweg: "Im Zuge der zur Sicherung der Zukunft wichtigen Restrukturierung wird jedes Investment überprüft, werden Gespräche mit den Lieferanten geführt sowie in allen Abteilungen und Häusern unseres Unternehmens das Optimierungspotential gehoben", sagte George, der betonte, dass Restrukturierung für kika/Leiner nicht 'weniger' bedeute, sondern 'mehr': "Mehr Effizienz und noch mehr Kundenorientierung. Wir sind aus unserer Geschichte ein zutiefst österreichisches Unternehmen. Diese Verankerung am heimischen Markt werden wir nach den turbulenten letzten Wochen nun verstärkt nutzen.“
Die Kunden hätten der österreichischen Gruppe in den zurückliegenden Wochen die Treue gehalten, berichtete George. Das lag auch an den Mitarbeitern; sie waren mit vielen Anfragen verunsicherter Kunden konfrontiert.
Wiener Flagshipstore schon verkauft
Die kika/Leiner-Mutter Steinhoff ist mit rund 10 Milliarden Euro verschuldet. Heuer müssen rund zwei Milliarden Euro refinanziert werden. Mehrere Steinhoff-Töchter sind auf eigene Faust mit eigenen Beratern auf der Suche nach frischem Geld. So hat der zugekaufte französische Möbelkonzern Conforama vom französischen Investmentfonds Tikehau Capital eine Kreditlinie über 115 Millionen Euro mit einer Laufzeit von drei Jahren erhalten.
Auch in Wien hatte der Bilanzskandal bei Steinhoff bereits Folgen: Kurz vor Jahreswechsel hat der Konzern den Leiner-Flagshipstore auf der Mariahilfer Straße an den Tiroler Immobilienmilliardär Rene Benko verkauft, um zu Geld zu kommen. Der kolportierte Preis für das Möbelhaus: 50 Millionen Euro.
Banken reduzieren Risiko
Die österreichischen Raiffeisen-Banken reduzieren indes ihre Bestände an Verbindlichkeiten der Steinhoff International Holdings NV vor einem Treffen zwischen der angeschlagenen kika-Leiner-Mutter und seinen Kreditgebern am Freitag. Das erfuhr die Finanzagentur Bloomberg von Personen, die mit der Lage vertraut sind. Bloomberg zufolge beabsichtige die Raiffeisen Bank International (RBI), einen Anteil von 25 Millionen Euro an einer 2,9 Milliarden Euro schweren revolvierenden Kreditfazilität im Namen eines ihrer verbundenen Unternehmen zu verkaufen. Gebote seien bis zum Geschäftsschluss am Mittwoch fällig gewesen.
Unabhängig davon verkaufte die RBI nach Bloomberg-Informationen 27,5 Millionen Euro ihres eigenen Bestands an Steinhoff-Schuldschein-Verbindlichkeiten am Dienstag. Eine Sprecherin des Bank in Wien lehnte laut Bloomberg eine Stellungnahme ab.
(APA)