Autobranche ringt um Vorherrschaft bei E-Tankstellen

APA/dpa/Roland Weihrauch
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Wer ein benzinbetriebenes Auto fährt, kann es an jedem Ort auf der Welt tanken. Aber ein E-Auto aufladen?

Wer bei der Elektromobilität die Nase vorne haben will, muss nicht nur schöne Autos mit hoher Reichweite bauen - er muss auch auf den richtigen Standard beim Stromtanken setzen. Denn die Frage, an wievielen E-Tankstellen der Stecker in das Auto passt, könnte mit darüber entscheiden, welches Modell ein Kunde kauft. Derzeit existieren mehrere Systeme mit unterschiedlichen Steckertypen und Ladeverfahren nebeneinander. "Der Markt für Schnellladestationen wächst vielleicht stark, aber das Problem der verschiedenen Standards muss gelöst werden", heißt es in einer Analyse von UBS. Die Autobauer BMW, Daimler, VW und Ford wollen genau das: Bis 2020 planen sie, ein gemeinsames Tankstellen-Netz für Elektroautos in 18 europäischen Ländern aufzubauen. Mit dem rund 400 Säulen umfassenden Netz wollen sie nicht nur den Verkauf von batteriebetriebenen Fahrzeugen ankurbeln, sondern möglichst einen industrieweiten Standard für Schnellladestationen setzen.

Ob es - wie bei Zapfsäulen für Benzin und Diesel - je zur Vereinheitlichung kommt, ist offen. Wenn die Elektromobilität richtig an Fahrt aufnimmt, sind bei den Ladestationen diejenigen die Gewinner, die sich mit ihrem Standard für E-Tankstellen durchsetzen. Dann rechneten sich die hohen Investitionen in Ladetechnik und -infrastruktur, erläutern Experten.

Im Moment existieren für das Laden von Elektroautos mehrere unterschiedliche Standards nebeneinander: Das Netz von BMW & Co basiert auf dem sogenannten Combined Charging System (CCS); rund 7000 solcher Ladestationen gibt es weltweit, mehr als die Hälfte davon in Europa. Der US-Autobauer Tesla hat rund 8500 eigene Stromtankstellen für seine E-Autos aufgestellt, wovon sich die Mehrzahl in den Vereinigten Staaten findet. Japanische Konzerne, darunter die Autobauer Nissan und Mitsubishi haben einen Standard namens CHAdeMO oder Charge de Move geschaffen; er findet sich an gut 16.600 Stationen, vor allem in Japan und Europa. In China, dem weltgrößten Pkw-Markt, stehen mehr als 127.000 E-Tankstellen mit dem Schnelllade-Standard GB/T.

Adapter für andere Standards

Da die Volksrepublik auch der weltgrößte Markt für E-Autos ist, will kein Hersteller dort beim Thema Laden abgehängt werden. Tesla beispielsweise kündigte im Oktober an, die Limousine Model S und den Geländewagen Model X so auszustatten, dass die E-Fahrzeuge auch mit dem dortigen Ladestandard kompatibel sind. Viele Konkurrenten tun oder erwägen das ebenfalls. Ungeachtet der eigenen Supercharger-Ladestationen zeigt sich Tesla auch für die anderen Standards offen. Der Konzern verkauft etwa Adapter, damit Kunden in Nordamerika oder Japan ihre Fahrzeuge an CHAdeMO-Stationen laden können.

Ob sich der Elektro-Auto-Pionier irgendwann einem der konkurrierenden Systeme anschließen wird, lässt er offen. Nach Ansicht von Analysten könnte ein solcher Schritt von Tesla das branchenweite Rennen um die Vorherrschaft beim Schnelllade-Standard entscheidend beeinflussen. Andere Experten gehen indes davon aus, dass es immer mehrere technische Wege geben wird, E-Autos zu laden. "Wenn man ein benzinbetriebenes Auto fährt, kann man es an jedem Ort auf der Welt tanken", sagt Analyst Nicolas Meilhan von Frost & Sullivan. "Das ist das Beste, was man kriegen kann. Für Elektroautos wird es das nicht geben."

(Reuters)

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